Angebliches BBC-Video zum Angriff auf Kramatorsk gefälscht

20.04.2022, 12:35 (CEST)

Viele Informationen aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine lassen sich nicht von unabhängiger Seite bestätigen. Daher sind viele Medien vorsichtig mit Schuldzuweisungen. Doch in sozialen Netzwerken behaupten User (hier archiviert), die britische BBC habe die Ukraine für einen Raketenangriff auf den Bahnhof in der Stadt Kramatorsk mit vielen Opfern verantwortlich gemacht. Diese Behauptung basiert auf einem Video mit dem Logo der BBC. Aber stammt das Video wirklich von der British Broadcasting Cooperation?

Bewertung

Es handelt sich um kein Video der BBC, sondern um eine Fälschung.

Fakten

Bei dem Raketenangriff auf den Bahnhof in der ukrainischen Großstadt Kramatorsk sind am 8. April Dutzende Zivilisten ums Leben gekommen. Die Zahl der Opfer erhöhte sich ukrainischen Angaben zufolge zuletzt auf 57 Tote.

Das virale Video sieht auf den ersten Blick aus, als sei es echt. Es benutzt das BBC-Logo, dasselbe Layout und dieselbe Schriftart wie andere Videos des britischen öffentlich-rechtlichen Senders.

Doch es handelt sich um kein offizielles Video der Rundfunkanstalt, wie die BBC auf Twitter klarstellte. Das Video ist weder auf ihrem Facebook-Account noch auf ihrem Youtube-Account zu finden. Es handelt sich um eine Fälschung.

In der Berichterstattung der BBC wurde der Vorgang geschildert, ohne ausdrücklich eine der Kriegsparteien für den Angriff verantwortlich zu machen. In einem von ihr veröffentlichten Artikel wurde zuletzt aufgezeigt, dass die Spuren des Einschlags laut einem Waffenexperten auf Munition aus der Sowjetunion hindeuten, die von einer Totschka-Rakete getragen werden kann.

Diese wird etwa von der Ukraine und Weißrussland verwendet, wie auch das Internationale Institut für strategische Studien (IISS) in seinem Jahresbericht über das weltweite Militärpotenzial («Military Balance») erläutert.

Doch es gibt auch Nachweise dafür, dass Russland diese Raketen noch einsetzt. Nach IISS-Angaben hat Russland zwar sein Arsenal offiziell durch neuere Iskander-Raketen ersetzt. Doch bereits am ersten Kriegstag wurde von der Hilfsorganisation Amnesty International ein russischer Totschka-Angriff auf ein Krankenhaus in Wuhledar dokumentiert. Dem Institute for the Study of War zufolge ist eine im Donbass eingesetzte russische Einheit mit der Rakete ausgerüstet.

(Stand: 14.4.2022)

Links

«Standard»-Artikel über den Raktenangriff (archiviert)

Reuters über die zivilen Opfer (archiviert)

Echtes «BBC»-Video (archiviert)

«BBC»-Statement auf Twitter (archiviert)

Youtube-Account der «BBC» (archiviert)

«BBC»-Bericht zu Rakete (archiviert)

«Kurier»-Artikel mit dpa-Faktencheck (archiviert)

Facebook-Beitrag (archiviert)

Archiviertes Video

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: factcheck-oesterreich@dpa.com