Angeblicher Finanztipp

Kein echter «Bild»-Artikel: Geschichte über Ina Müller frei erfunden

27.03.2024, 17:40 (CET), letztes Update: 27.03.2024, 17:48 (CET)

Wer im Internet aufgefordert wird, Geld zu überweisen oder persönliche Daten preiszugeben, sollte misstrauisch werden. Zum Beispiel bei diesem gefälschten Artikel der «Bild».

«Wenn Sie Zeit hatten, diesen Artikel zu lesen, beachten Sie bitte, dass er bald gelöscht werden könnte.» Dieser seltsame Satz stammt aus einem Text über die deutsche Fernsehmoderatorin Ina Müller, der unter dem Logo der «Bild»-Zeitung verbreitet wird. Dem Beitrag zufolge soll die Bundesbank Müller verklagt haben, weil sie in einer Fernsehsendung ein Geheimnis ausgeplaudert hätte.

Als Beleg wird ein bizarr wirkendes «Ferninterview» (Schreibweise im Original) mit «Late Night Berlin»-Moderator Klaas Heufer-Umlauf angefügt, in dem er als «Moderatorin» bezeichnet wird. An mehreren Stellen wird auf eine angebliche Investment-Plattform namens «Immediate Duac» verlinkt. Dazu sind Bilder zu sehen, die aus der entsprechenden Sendung stammen sollen.

Bewertung

Vorsicht, die Links auf der Seite führen zu einer unseriösen Finanz-Plattform, auf der User persönliche Daten eingeben sollen. Das Interview mit Ina Müller ist frei erfunden.

Fakten

Die Moderatorin Ina Müller war 2022 tatsächlich als Gast bei «Late Night Berlin». Auf dem verifizierten Youtube-Kanal der Sendung lassen sich mehrere Videos dieses Auftritts finden. Ein Vergleich zeigt: Die Bilder von Ina Müller, die in dem gefälschten «Bild»-Text zu sehen sind, stammen aus dieser Sendung.

So handelt es sich beispielsweise bei dem zweiten Bild aus dem Blogartikel um ein Standbild bei Minute 01:43. Die Aufnahme von Moderator Heufer-Umlauf, der auf sein Smartphone tippt, ist hingegen manipuliert. Dafür wurde offenbar ein Standbild bei Minute 00:56 nachträglich verändert und das Smartphone hineinmontiert.

Dank der Videos wird klar: Ina Müller und Klaas Heufer-Umlauf sprachen in der Sendung nicht über die vermeintliche Finanz-Plattform, sondern über andere Themen. An keiner Stelle wird «Immediate Duac» erwähnt. Zudem gibt es einen Bericht über den Auftritt - von einem Skandal um die Finanz-Plattform ist keine Rede.

Angeblich preisgekröntes Finanzprodukt gar nicht unter den Gewinnern

Bei einem Klick in dem vermeintlichen «Bild»-Artikel auf «Immediate Duac» erfolgt eine Weiterleitung auf eine andere Seite. Dort wird der Nutzer zur Eingabe von Namen, Telefonnummer und Mailadresse aufgefordert. Bei «Immediate Duac» soll es sich um eine Plattform für Kryptowährungen handeln - angeblich sogar die «beste innovative Investitionsplattform 2023 laut Forex Awards». Doch auf der Seite mit den Gewinnern findet sich «Immediate Duac» nicht.

Vorsicht bei der Eingabe von persönlichen Daten

Bei der Eingabe von persönlichen Daten im Netz sollten Internet-Nutzer in jedem Fall wachsam und vorsichtig sein: Verbraucherschützer und die Polizei warnen dringend davor, bei unseriösen Internetseiten und Angeboten oder Gewinnspielen die eigene E-Mail-Adresse oder sonstige persönliche Daten weiterzugeben, auch weil diese Daten verkauft werden könnten.

Bereits in der Vergangenheit wurden Bilder der Moderatorin Ina Müller auf gefälschten Webseiten missbraucht. Ähnliche erfundene Kampagnen wurden auch mit weiteren Prominenten verbreitet. Die Deutsche Presse-Agentur hat dazu Faktenchecks veröffentlicht und der SWR widmete ihnen einen eigenen Beitrag.

(Stand: 27.3.2024)

Links

Prosieben über «Late Night Berlin» (archiviert)

Youtube-Video I von Müllers Auftritt (archiviert)

Youtube-Video II von Müllers Auftritt (archiviert)

archiviertes zweites Blog-Bild

Standbild bei Minute 01:43

archiviertes Blog-Bild von Heufer-Umlauf

Standbild bei Minute 00:56

«moin.de» über Auftritt von Ina Müller (archiviert)

Global Forex Awards (archiviert)

Warnung der Polizei (archiviert)

Warnung der Verbraucherzentrale (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Falschmeldungen über Verhaftung von Ina Müller

dpa-Faktencheck zu Fake-Artikel über Jan Josef Liefers

SWR-Beitrag auf Youtube (archiviert)

Vermeintlicher «Bild»-Artikel (archiviert)

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