Alte Aufnahmen

Video zeigt keinen aktuellen Angriff von Huthi-Kämpfern

27.02.2024, 15:39 (CET)

Die jemenitischen Huthi-Kämpfer greifen Schiffe im Roten Meer an. Das macht die Passage gefährlich. Doch nicht alle Bilder, die dazu verbreitet werden, zeigen die Situation in der Region.

Nach mehreren Angriffen in den vergangenen Monaten soll die jemenitische Huthi-Miliz im Roten Meer ein Schiff versenkt haben, den britischen Frachter Rubymar. Das behaupten Internetnutzer unter Berufung auf ein spektakuläres Video. Man sieht in dem kurzen Film, wie ein riesiges Frachtschiff mit schwarz-rotem Rumpf in den Fluten versinkt. Die Huthi hätten «zwischen dem 18. und 19. Februar drei Transportschiffe angegriffen (Foto), von denen eines gesunken ist», heißt in einem Post auf Facebook dazu.

Bewertung

Das Video macht schon mindestens seit 2015 die Runde. Es ist also viel älter als die genannten Angriffe im Roten Meer. Zudem war die Rubymar auch Tage nach dem Beschuss noch schwimmfähig.

Fakten

Eine Bilderrückwärtssuche mit Screenshots des Videos zeigt schnell, dass die Aufnahmen nicht aktuell sind. So findet man eine zwar geschnittene, aber insgesamt längere Version auf TikTok, die vom Dezember 2023 stammt. Der Beschriftung zufolge handelt es sich um Bilder vom Schiffbruch des Massengutfrachters Atlantik Confidence.

Eine Suche nach der Atlantik Confidence führt zu mehreren Artikeln, die sich mit dem Untergang des Schiffs im Golf von Oman Anfang April 2013 beschäftigen. Das unter liberianischer Flagge fahrende türkische Schiff war nach einem Feuer im Maschinenraum gesunken, wie die türkische Zeitung Hürriyet Daily News damals berichtete.

Die Atlantik Confidence zeigt große Ähnlichkeit mit dem sinkenden Schiff in dem Video. Ob beide identisch sind, lässt sich nur schwer ausmachen. Die Unterschiede zur Rubymar - etwa bezüglich der Decksaufbauten - sind jedoch offensichtlich.

Außerdem ist das fragliche Video eindeutig älter als die behaupteten Ereignisse. Auf YouTube ist es schon seit 2015 zu sehen, wie auch das US-Magazin Newsweek festgestellt hat. Mit dem Angriff auf die Rubymar im Februar 2024 vor der Küste des Jemen haben diese Bilder also nichts zu tun.

Gefährliche Passage durchs Rote Meer

Die Besatzung der Rubymar hatte das Schiff am 19. Februar 2024 nach einem Angriff verlassen, für den Huthi-Kämpfer die Täterschaft reklamierten. Der Frachter war in der Meerenge von Bab-el-Mandeb attackiert worden, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet.

Die Rubymar, die unter der Flagge von Belize fährt, wurde jedoch anders als behauptet nicht versenkt. Sie schwamm auch Tage nach dem Angriff noch auf dem Meer, lief aber langsam voll Wasser, wie das US-Regionalkommando Centcom (US Central Command) mitteilte.

Das Video eines sinkenden Frachters zeigt also keinesfalls die Rubymar vor der Küste des Jemen. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Bilder untergehender Schiffe zu Unrecht mit der Lage im Roten Meer in Verbindung gebracht werden, wie dieser französischsprachige Faktencheck der dpa vom Januar zeigt.

(Stand 27.02.2024)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Archiviertes Video

Bilderrückwärtssuche (archiviert)

TikTok-Video von 2023 (archiviert)

Über die Atlantik Confidence - VesselFinder (archiviert)

Über die Rubymar - Vesselfinder (archiviert)

Artikel über den Untergang der Atlantik Confidence I, II und III (archiviert I, II und III)

YouTube-Video von 2015 (archiviert, Video archiviert)

Faktencheck von Newsweek (archiviert)

Evakuierung der Rubymar - The Washington Post (archiviert)

Die Meerenge von Bab-el-Mandeb - BBC (archiviert)

Verbleib der Rubymar - FAZ (archiviert)

Situation der Rubymar - DLF (archiviert)

dpa-Faktencheck (Französisch)

U.S. Central Command zur Rubymar (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.