Geld für freiwillige Ausreisen

Satire-Account auf Tiktok gibt sich als Bundesregierung aus

28.02.2024, 17:56 (CET)

Sich im Internet als eine andere Person oder Institution auszugeben, ist nicht schwer. Bei Tiktok verbreitet aktuell ein Account Fehlinformationen im Namen der Bundesregierung - wohl als Satire.

Auf der Videoplattform Tiktok kursiert ein Clip, der angeblich von der deutschen Bundesregierung stammen soll. Darin heißt es, jede Person, die freiwillig aus Deutschland ausreist, bekomme 20 000 Euro. Dafür sei eine Registrierung bei der Ausländerbehörde nötig. Eine Stimme sagt, dass sich die Aktion an «unsere Migranten und Ausländer» richte. Existiert dieses Angebot wirklich - und stammt es von der Bundesregierung?

Bewertung

Nein, das ist kein offizieller Account der Bundesregierung. Es soll sich nach Angaben des Profils um Satire handeln. Derweil gibt es tatsächlich Förderprogramme für freiwillige Ausreisen.

Fakten

Auf den ersten Blick wirkt es so, als stamme der Beitrag von einem offiziellen Account: Neben dem Profilnamen «Deutsche Bundesregierung» ist unter dem Video auch ein Bundesadler neben den Nationalfarben zu sehen. Dieses Logo verwendet die Bundesregierung tatsächlich unter anderem auf der offiziellen Webseite «bundesregierung.de».

Doch auf den zweiten Blick wird schnell klar: Der Account ist eine Fälschung. Denn der User weist auf der Profil-Übersicht auf die Intention seines Accounts hin. «Alles Satire‼ausschließlich zur Unterhaltung‼», steht dort als Hinweis (Schreibweise im Original).

Die Bundesregierung betreibt zwar offizielle Social-Media-Profile, unter anderem bei Facebook, Instagram, Youtube und Mastodon. Doch einen offiziellen Tiktok-Kanal gibt es nicht. Über die angeblich aktuelle Aktion mit der Zahlung von 20 000 Euro lassen sich derweil auf der echten Webseite der Bundesregierung keine Hinweise finden.

Bund unterstützt freiwillige Ausreisen mit Förderprogrammen

Richtig ist, dass Deutschland mitunter Personen bei der freiwilligen Rückkehr in ihr Herkunftsland durch verschiedene Förderprogramme finanziell unterstützt. Über die Fördermöglichkeiten informiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf der Webseite «returningfromgermany.de».

Demnach können Personen bestimmte Leistungen im Rahmen des «REAG/GARP 2.0»-Programms für ihre freiwillige Ausreise beantragen. Möglich sind Leistungen für die Reise, medizinische Unterstützung sowie eine Einmalzahlung. Letztere beträgt den Angaben zufolge beispielsweise für eine Familie maximal 4000 Euro. «Ein Rechtsanspruch auf Förderung besteht nicht», betont das BAMF.

Personen, die durch das «REAG/GARP 2.0»-Programm gefördert werden, können zudem weitere Mittel aus dem Fördertopf «StarthilfePlus» erhalten. Auch hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Einem Informationsblatt mit Stand vom Mai 2023 lagen die einzelnen Förderbeträge hierbei zuletzt aber deutlich unter 20 000 Euro.

Nicht jeder User versteht die Satire

Der virale Clip stammt also von einer Fake-Seite. Das verstehen auch die meisten User, wie aus den Kommentaren hervorgeht. Doch vereinzelt sind Tiktok-Nutzer durch den Post verunsichert: «Kann man des echt beantragen und funktioniert das dann auch oder sind des nur Fakenews?», heißt es beispielsweise in einer Reaktion.

Auch andere Videos des Accounts - teilweise mit über einer Million Views - sorgen bei den Usern für Verwirrung. Darunter ist etwa ein Clip mit falschen Informationen über eine angeblich kostenpflichtige Krankschreibung.

(Stand: 28.2.2024)

Links

Offizielle Webseite der Bundesregierung (archiviert)

Suchen nach Aktion auf Webseite (archiviert)

Suche auf Facebook-Profil

BAMF über «REAG/GARP 2.0» (archiviert)

«returningfromgermany.de» über «REAG/GARP 2.0» (archiviert)

BAMF über «StarthilfePlus» (archiviert)

«returningfromgermany.de» über «StarthilfePlus» (archiviert)

Informationsblatt «StarthilfePlus» - Stand Mai 2023 (archiviert)

Offizielle Facebook-Seite (archiviert)

Offizielles Instagram-Profil

Offizieller Mastodon-Account (archiviert)

Offizieller Youtube-Kanal (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Behauptung über Krankschreibung

Satire-Account auf Tiktok (archiviert)

Tiktok-Clip (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.