Falscher Kontext

Video zeigt Bauernproteste in Deutschland - nicht in Texas

14.02.2024, 18:25 (CET), letztes Update: 14.02.2024, 18:29 (CET)

Texanische Bauern an der Grenze zu Mexiko? Angeblich ist das in einem Video zu sehen. Dabei spielt sich die Szene in einem anderen Land ab.

Anfang Februar versammelten sich einige Hundert Amerikaner im Bundesstaat Texas, um an der mexikanischen Grenze gegen die Migrationspolitik zu protestieren. Angeblich haben sich Landwirte dem Protest angeschlossen - das soll jedenfalls ein Video zeigen, das auf Facebook die runde macht. «Jetzt kommen die amerikanischen Bauern in Texas gefahren um die Grenze zu verteidigen», heißt es in einem Post (Schreibweise im Original). Doch das Video zeigt gar keine Szenen aus den USA.

Bewertung

Das Video zeigt einen Bauernprotest in Deutschland Mitte Januar 2024. Diese Bilder haben keinen Zusammenhang mit den Aktivisten an der texanischen Grenze.

Fakten

Ist das wirklich Texas im Video? Mit einer Bilderrückwärtssuche lassen sich weitere Fundstellen des Videos im Internet finden und die Suche zeigt: Das ist nicht Texas - sondern Deutschland.

Bei anderen Fundstellen wird die Szene nämlich in der Gemeinde Forchtenberg im Bezirk Stuttgart verortet. So entdeckt man eine ähnliche Sequenz beim lokalen Fernsehsender Schöntal TV. Daraus geht hervor, dass die Bilder am 14. Januar 2024 aufgenommen wurden. An diesem Tag protestierten laut dem Lokalsender rund 500 Bauern in den Forchtenberger Weinbergen gegen die Agrarpolitik der Regierung.

Ein anderes Video der Szenerie, das Medien aufgegriffen haben, zeigt ähnliche Bilder wie der Lokalsender. Wir sehen die gleichen Traktoren, alle Lichter an, in der Abenddämmerung aufgereiht in den Weinbergfeldern.

Auf der Website Mapillary ist ein älteres Bild vom Ort der Demonstration zu finden. Zu sehen sind ein Weinfeld und das gleiche weiße Schild (links) sowie die gleichen Gebäude im Hintergrund (rechts) wie in den Videos.

Unzufriedenheit der Landwirte in Europa

In den vergangenen Monaten war die deutsche Regierung mit viel Wut aus der Bauernwelt konfrontiert. Zehntausende Landwirte blockierten aus Protest gegen die Agrarpolitik viele Straßen im ganzen Land.

Der Funke, der das Pulver entzündete, war die Entscheidung der Regierung, die Subventionen für Agrartreibstoffe zu kürzen.

Patt um Einwanderung in Texas

In den USA findet Protest in einem völlig anderen Kontext statt. Die texanische Grenze zu Mexiko ist Schauplatz politischer Spannungen zwischen dem texanischen Gouverneur Greg Abbott und der Regierung von Präsident Joe Biden wegen der Migrationsfrage.

Da jeden Monat Tausende von Migranten den Rio Grande überqueren, hatte Abbott die Grenze mit mehr Stacheldraht sichern wollen. Eine Initiative, die der vom Justizminister beauftragte Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten jedoch ablehnte.

In diesem Zusammenhang versammelten sich Anfang Februar einige hundert Amerikaner an der texanischen Grenze - mit dem Ziel, «ihre Grenze zurückzuerobern», wie es in ihrem Slogan heißt. Von Landwirten ist jedoch nirgends die Rede.

(Stand: 14.2.24)

Links

Post (archiviert)(Video archiviert)

Über die Protestbewegung in Texas (archiviert)

Rückwärtsbildsuche (archiviert)

Geolokalisierung von Forchtenberg (archiviert)

Video von Schöntal TV (archiviert, Video archiviert)

Weinberge Forchtenberg (archiviert)

Veröffentlichung X (archiviert, Video archiviert)

Reporterre-Artikel (archiviert)

Artikel der Kleinen Zeitung (archiviert)

Bild von Mapillary (archiviert)

Zu den Bauernprotesten (archiviert)

Über die Überquerung des Rio Grande (archiviert)

Über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs – Courrier international (archiviert)

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