Angebliche Jobanzeige

Stadt Greifswald wehrt sich gegen Fälschung

16.02.2024, 12:39 (CET)

Immer wieder wird behauptet, Menschen würden dafür bezahlt werden, an Protesten teilzunehmen. Doch auch in einem aktuellen Fall aus Greifswald stimmt das nicht.

Eine Behauptung wird wieder aufgelegt: Bürger sollen angeblich dafür bezahlt werden, an Demonstrationen teilzunehmen. Diesmal geht es um eine der Kundgebungen gegen rechts zu Beginn des Jahres 2024. Einem Flyer zufolge, der abfotografiert im Netz verbreitet wird, wurden für eine Veranstaltung in Greifswald Statisten gesucht, die für ein Honorar von 60 Euro «als Demoteilnehmer:innen für die Videoaufnahme am 22.01.2024» auftreten. Auf dem Flyer ist das Logo der Stadt Greifswald abgedruckt. Aber handelt es sich tatsächlich um einen offiziellen Aufruf der Stadt?

Bewertung

Die Stadt Greifswald erklärt, dass der Aufruf nicht von ihr stammt und ihr Design missbräuchlich genutzt wurde. Die Fälschung beruht auf dem Screenshot eines Instagram-Posts.

Fakten

Der Flyer stamme nicht von der Stadt, teilte die Greifswalder Verwaltung auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Für die Fälschung sei «das Corporate Design unserer städtischen Personalkampagne missbraucht» worden, erklärte eine Sprecherin per Mail. Der Vorgang wurde an das städtische Rechtsamt gegeben, um weitere Schritte zu prüfen.

Am 22. Januar 2024 demonstrierten nach Schätzung der Polizei etwa 1500 Menschen auf dem Greifswalder Markt gegen Rechtsextremismus.

Kriminelle nutzten Job-Flyer der Stadt als Vorlage

Die Sprecherin der Stadtverwaltung bestätigte gegenüber dpa, dass für das manipulierte Foto eine Vorlage der Personalkampagne von Greifswald genutzt wurde. Unter dem Hashtag «#wirsindgreifswald» bewirbt die Stadt offene Stellen in der Verwaltung und verbreitet dafür Sharepics mit dem Titel «Wir suchen dich!» - der Schriftzug, der auch auf dem angeblichen Demo-Statisten-Flyer zu sehen ist.

Auf den Originalbildern der Stadt Greifswald geht es unter anderem um eine Stelle im Finanzcontrolling, doch dieser Anzeigentext wurde auf dem falschen Flyer ersetzt. In einem Artikel der «Schweriner Volkszeitung» ist das verbreitete Sharepic in einem größeren Ausschnitt zu sehen. Sichtbar ist dort auf der rechten Seite des Bildes der Pfeil-Button, mit dem man bei Instagram Fotos durchklickt. Und das Foto der Personalkampagne ist auch auf dem Instagramkanal der Stadt Greifswald zu finden, mit eben jenem Pfeil an der rechten Bildseite.

Im gefälschten Flyer ist von Videoaufnahmen die Rede. Doch auf den Kanälen der Stadt sind solche Aufnahmen nicht zu finden, sondern nur Fotos, wie etwa hier auf Instagram oder Facebook.

Auch für Hamburg gab es einen angeblichen Aufruf

Das Logo der Stadt ist in einem anderen Fall ebenfalls missbräuchlich verwendet worden. Die ähnliche Behauptung, für eine Demo gegen rechts in Hamburg seien Statisten gesucht worden, hat die dpa im Januar bereits richtiggestellt.

(Stand: 16.2.2024)

Links

Bericht der «Schweriner Volkszeitung» (archiviert)

Stadt Greifswald zur Demo (archiviert)

Bericht der «Zeit» zur Demo in Greifswald (archiviert)

Offizielle Vorlage für Fake-Foto (archiviert)

Foto bei Instagram (archiviert)

Stadt Greifswald zur Demo bei Instagram (archiviert)

Stadt Greifswald zur Demo bei Facebook (archiviert)

Bericht vom «Nordkurier» (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Statisten in Hamburg

Beitrag bei Facebook (archiviert)

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