Traktoren gegen Polizeiauto

Video zeigt alten Protest von 2015 in Belgien

08.02.2024, 10:45 (CET)

Kursieren im Netz Bilder aktueller Ereignisse, mischen sich oft alte Aufnahmen darunter. So auch bei einem Video, das keine Bauernproteste in Frankreich zeigt, sondern vor Jahren in Belgien entstand.

Nach den Demonstrationen von Landwirten in Deutschland haben auch französische Bauern im ganzen Land gegen ihre Regierung protestiert. Angebliche Aufnahmen davon werden auch in sozialen Medien kommentiert: «Mit französischen Bauern spaßt man nicht», heißt es etwa auf der Plattform X, vormals Twitter, zu einem Video. Darin ist zu sehen, wie ein Traktor ein weißes, offenbar gepanzertes Polizeiauto wegschiebt und dutzende Polizisten zurückweichen. Doch dieses Video ist nicht aktuell.

Bewertung

Falsch zugeordnet. Das Video entstand im September 2015 - also vor rund achteinhalb Jahren - in Brüssel, Belgien. Mit aktuellen Bauernprotesten in Frankreich hat es also nichts zu tun.

Fakten

Eine Bilderrückwärtssuche mit einem Ausschnitt aus dem Traktor-Video zeigt, dass es in den vergangenen Jahren mehrfach online kursierte und falsch zugeordnet wurde. Im Jahr 2021 wurde es fälschlich als Szene eines Protests gegen Impfungen in Frankreich bezeichnet und 2022 fälschlich in den Niederlanden verortet, wie Faktenchecker der Nachrichtenagentur AFP berichten. Auch in Belgien kursierte das Video schon 2021 und wurde fälschlich als aktuell bezeichnet, wie Faktenchecker des Portals Knack berichten.

Belgien ist allerdings tatsächlich das Land, wo das Video einst aufgenommen wurde. Erkennen lässt sich das etwa daran, dass gepanzerte Fahrzeuge der belgischen Polizei mit dem gezeigten Auto im Video übereinstimmen bei der Positionierung und den Farben von Logo und Streifen am Wagen. Unter dem Fahrerfenster steht in der belgischen Landessprache Niederländisch «Politie» (Polizei).

Die Szene mit dem Traktor und dem gepanzerten Polizeiwagen entstand am 7. September 2015 in Brüssel. Zu finden ist das Video etwa in einem X-Beitrag eines spanischen Journalisten, der es den damaligen Bauernprotesten zuordnet. Ein Video des belgischen Senders RTBF zeigt die Szene mit dem Traktor und dem Polizeiauto zudem aus einer weiteren Perspektive in einem Bericht vom 7. September 2015. Anhand des Gebäudes mit dem charakteristischen orangefarbenen Fassadenteil im Hintergrund lässt sich die Szene am Jean Reyplein im Brüsseler Europaviertel verorten.

Auch ein Bericht des Schweizer Senders SRF zeigt diese Videoszene anlässlich der Großdemonstration in Brüssel. An diesem Tag protestierten dort Tausende Landwirte gegen die niedrigen europäischen Milch- und Fleischpreise. Begleitet von den Protesten beschloss die EU am 7. September 2015 bei einem Krisentreffen ein Hilfspaket in Höhe von 500 Millionen Euro für Milcherzeuger und andere Landwirte.

(Stand: 07.02.2024)

Links

Wie eine Bilderrückwärtssuche funktioniert (archiviert)

Faktencheck von AFP zum Video (archiviert)

Faktencheck von Knack zum Video (archiviert)

Ansicht von belgischen gepanzerten Polizeiautos (archiviert)

Video auf X-Account eines spanischen Journalisten (archiviert und Video archiviert)

Video von RTBF (archiviert)

Gebäude EESC (archiviert)

Lokalisierung in Brüssel (archiviert)

SRF-Bericht über Bauernproteste 2015 mit Video des Traktors (archiviert)

dpa-Bericht über Hilfen für Landwirte im September 2015, veröffentlicht von «sueddeutsche.de» (archiviert)

Twitter-Beitrag mit der Behauptung (archiviert, Video archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.