Fake-Aussage

Bezahlte Kampagne verbreitet gefälschtes Zitat

07.02.2024, 12:02 (CET)

Wer im Netz auf ein Zitat eines Promis ohne Quellenangabe trifft, sollte skeptisch bleiben. Im Fall eines Sharepics mit dem Schauspieler Jannis Niewöhner handelt es sich um einen organisierten Fake.

Sharepics mit Zitaten und Fotos verbreiten sich oft gut in sozialen Medien. Auch Nachrichtenseiten nutzen etwa Sharepics, um Aussagen aus Interviews mit Politikerinnen oder Prominenten zu zeigen. In ähnlicher Optik kursiert auf Facebook ein Foto des deutschen Schauspielers Jannis Niewöhner. Über seinem Kopf und seinem Namen steht als Zitat gekennzeichnet: «Die USA werden nicht wieder verletzt werden. Nur Europa.» Doch das ist kein echtes Zitat.

Bewertung

Die vermeintliche Aussage ist frei erfunden und wird von dubiosen Seiten als bezahlte Facebook-Anzeige verbreitet. Der Schauspieler Jannis Niewöhner hat sich so nicht geäußert.

Fakten

Wenn sich Prominente zu politischen Themen äußern, ist das Medien in der Regel eine Meldung wert. Eine Suche nach dem exakten Wortlaut des der Aussage führt allerdings weder über Suchmaschinen noch im Meldungsarchiv der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zu einem Treffer. Es findet sich kein Beleg, dass ein solches Zitat je existiert hat.

Eine Pressesprecherin des deutschen Schauspielers bestätigte, dass es sich um eine erfundene Aussage handelt. «Das Zitat ist ein Fake und stammt nicht von Herrn Niewöhner», teilte die Sprecherin auf dpa-Anfrage mit. Der 31-jährige Jannis Niewöhner ist etwa bekannt für die Kinofilme «Stella. Ein Leben» oder «Der Fall Collini».

Das Sharepic mit Niewöhners Foto ist gezielt als Werbekampagne in den Umlauf gebracht worden. In der Anzeigenbibliothek von Facebook, wo bezahlte Beiträge dokumentiert werden, sind im Januar 2024 mehr als 30 Einträge desselben Sharepics zu finden. Als Anzeige wurde es gezielt etwa Nutzern mit Standort Hamburg, München oder Berlin angezeigt. Erreicht wurden so Zehntausende Profile. Eine ähnliche Kampagne existierte mit einem Sharepic, für das eine erfundene Aussage der Schauspielerin Meryem Uzerli zugeordnet wurde.

Verantwortlich für die Anzeigen sind Facebook-Seiten mit willkürlich klingenden Namen wie zum Beispiel «Smile ham 48». Diese Seite soll für ein Restaurant stehen, als Profilbild ist ein Model zu sehen, zudem gibt es keine Beiträge, Follower oder Gefällt-mir-Angaben. Teils sind Seiten, welche die Anzeige schalteten, schon gar nicht mehr aktiv. Wer tatsächlich hinter dem falschen Sharepic und den Anzeigen steckt, ist unbekannt.

Ein Zusammenhang lässt sich nicht eindeutig belegen, allerdings erinnert das Muster der Sharepic-Kampagne an frühere Desinformations-Kampagnen, bei der etwa Medienseiten zugunsten prorussischer Propaganda gefälscht sowie bezahlte Anzeigen mit prorussischen Inhalten geschaltet wurden. Ende Juli 2023 verhängte die EU Sanktionen gegen Propagandisten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die sie als Verantwortliche hinter den gefälschten Medien-Webseiten und anderen Fake-Kampagnen betrachtet.

(Stand: 07.02.2024)

Links

Suche bei Google News nach der erfundenen Aussage (archiviert)

Informationen über Jannis Niewöhner (archiviert)

Anzeige mit Sharepic in der Facebook-Werbebibliothek (archiviert)

Beispiel für Facebook-Seite, die Anzeigen schaltete (archiviert)

ZDF-Bericht über prorussische Desinformations-Kampagne (archiviert)

dpa-Faktencheck «Gefälschter »Morgenpost»-Artikel ist Teil einer Fake-Kampagne»

Mitteilung des Rats der EU zu den Sanktionen (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Meryem Uzerli

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

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