Schiefer Vergleich mit Rente

Rechenfehler: Verpflegungskosten nur rund halb so hoch wie angegeben

14.02.2024, 16:39 (CET), letztes Update: 14.02.2024, 16:42 (CET)

Aus einem viralen Meme geht hervor: Der Staat gibt für die Verpflegung eines Geflüchteten mehr Geld aus, als eine Rentnerin insgesamt erhält. Doch die Zahlen basieren auf fehlerhaften Berechnungen.

Sind geflüchtete Menschen finanziell besser gestellt als deutsche Rentnerinnen und Rentner? Diese Behauptung wird in sozialen Medien aufgestellt. Angeblich bekommt ein 20-Jähriger 1 503 Euro Verpflegungskosten monatlich, eine 81-Jährige im selben Zeitraum hingegen nur 967 Euro Rente pro Monat. Doch sind diese Angaben korrekt?

Bewertung

Die Verpflegungskosten für einen Geflüchteten sind zu hoch angegeben. Pro Person liegt hier eine Pauschale in Höhe von knapp 29 Euro brutto am Tag zugrunde. Bei einem Monat mit 31 Tagen wären das 885 Euro - also nur etwas mehr als die Hälfte der im Post angegebenen Summe. Die Grundlage der Rentenberechnung erschließt sich aus dem Beitrag nicht, der von der AfD Dresden verbreitet wurde.

Fakten

Das Bild wurde vom Kreisverband der AfD Dresden bereits am 13. Juni 2023 veröffentlicht. Bei den Fotos ist dort kenntlich gemacht, dass es sich lediglich um Symbolbilder handelt und die Namen geändert wurden.

Die Partei bezieht sich bei ihren Zahlen auf die Antwort auf ihre Anfrage an den Dresdner Stadtrat vom 25. Mai 2023. Gefragt hatte die AfD nach der Anzahl der Geflüchteten, die zum Stichtag am 31. März 2023 in einer bestimmten Unterkunft lebten. Laut Antwort der Stadtverwaltung waren das 185 Menschen.

Im gesamten Monat März fielen laut Stadtverwaltung für die Verpflegung in dieser Unterkunft 278 003,04 Euro an. Es gibt in dem Dokument allerdings keine Aussage dazu, wie viele Menschen dort vom 1. bis zum 30. März 2023 lebten und verpflegt wurden. Die AfD-Berechnung bezieht sich allein auf den Stichtag.

Die Unterkunft ist insgesamt für 314 Personen ausgelegt - also knapp 60 Prozent mehr Menschen, als am 31. März 2023 dort waren. Die Verpflegungspauschale für die Einrichtung beruht pauschal auf einem Kostensatz in Höhe von 24 Euro pro Person und Tag zuzüglich der Umsatzsteuer von 19 Prozent (4,56 Euro).

Die 278 003,04 Euro ergeben sich für einen Monat mit 31 Tagen aus 314mal dem Satz von 28,56 Euro. Diese Pauschale wird gezahlt, selbst wenn aus organisatorischen Gründen an einzelnen Tagen weniger Menschen in der Unterkunft essen.

Zur genannten Rentenhöhe von 967 Euro nach 47 Arbeitsjahren für eine 81-jährige Frau fehlen in dem Post wesentliche Details. Denn die Rentenhöhe ist von mehreren Faktoren abhängig: Neben der Anzahl der Arbeitsjahre ist das zum Beispiel das Durchschnittseinkommen. Das wiederum ist davon abhängig, ob es um einen Teilzeit- oder einen Vollzeitjob ging.

Unklar ist darüber hinaus, ob durchgehend eine versicherungspflichtige Tätigkeit ausgeübt und Beiträge an die Rentenversicherung gezahlt wurden. Es ist also durchaus möglich, dass selbst bei langjähriger Beschäftigung zum Beispiel im Niedriglohnsektor nur eine vergleichsweise geringe staatliche Rente anfällt.

Bei geringen Rentenansprüchen gibt es die Möglichkeit eine Erhöhung (Grundsicherung) prüfen zu lassen. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbunds ist nach 45 Jahren Arbeit in Vollzeit in einem fiktiven Beispiel dann zum Beispiel eine monatliche Rente in Höhe von 1060 Euro möglich. Das wären fast 100 Euro mehr, als bei Facebook behauptet.

(Stand: 12.2.2024)

Links

Post AfD Dresden (archiviert)

Antwort der Stadt Dresden auf die Anfrage der AfD aus 2023 (archiviert)

Angaben des DGB zur Grundrente (archiviert)

Facebookpost (archiviert)

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