Keine Verkaufspläne

Alaska ist nach wie vor US-Bundesstaat

02.02.2024, 11:56 (CET)

Heiß begehrtes Eis: Das Gebiet Alaska wurde vor über 150 Jahren verkauft. Genau das sei nun angeblich für illegal erklärt worden.

Erreicht Wladimir Putins Expansionswunsch eine neue Eskalationsstufe? In den sozialen Netzwerken ist jedenfalls zu lesen, er wolle den Verkauf Alaskas rückgängig machen. So habe der russische Präsident ein entsprechendes Sonderdekret unterzeichnet, das den Vorgang für unrechtmäßig erkläre. Zusammen mit der Behauptung wird eine Dokument in russischer Sprache verbreitet. Was steckt dahinter?

Bewertung

In dem Erlass geht es um Immobilien außerhalb russischer Staatsgrenzen. Weder Alaska noch Pläne, dessen Verkauf rückgängig zu machen, werden dort erwähnt.

Fakten

Über eine Bilder-Rückwärtssuche ist das Dokument auf einer offiziellen Website der russischen Regierung zu finden. Eine Übersetzung des Textes zeigt aber, dass Alaska dort gar nicht erwähnt wird.

Inhaltlich geht es um finanzielle Mittel für das staatliche «Unternehmen für Immobilienverwaltung im Ausland». Die Gelder sind für die Suche nach Immobilien «der Russischen Föderation, des ehemaligen Russischen Reiches [und] der ehemaligen UdSSR» sowie deren Registrierung und Schutz gedacht.

Vage Worte, viel Interpretationsspielraum

Aus dieser abstrakt gehaltenen Formulierung ist wohl auch das Gerücht entstanden. Wie das Nachrichtenmagazin «Newsweek» berichtete, wurde der Erlass unter anderem auf dem Telegram-Kanal «Two Majors» geteilt und mit dem Kommentar versehen, bei diesem Vorhaben doch unter anderem mit Alaska zu beginnen. Das Territorium gehörte bis 1867 zum russischen Zarenreich und ging dann für rund sieben Millionen US-Dollar an die Vereinigten Staaten.

Auch auf andere Staaten verweist der Beitrag auf Telegram: So werden darüber hinaus Durchsuchungen in Finnland, dem Baltikum, Polen und der DDR vorgeschlagen. Das Institute for the Study of War (ISW) bezeichnete diese Äußerungen jedoch als unplausibel. Andererseits räumte das Institut aber ein, der Kreml könne möglicherweise den vermeintlichen Schutz des für sich beanspruchten Eigentums in anderen Ländern zur dortigen internen Destabilisierung nutzen.

Reaktionen aus offiziellen Kreisen

Die Behauptung schaffte es auch bis in die Politik: Nachdem sich ein Sprecher des US-Außenministeriums in einer Pressekonferenz dazu geäußert hatte, meldete sich auch der stellvertretende Vorsitzende im Sicherheitsrat Russlands zu Wort: Dmitri Medwedew, ehemaliger Präsident des Landes, amüsierte sich auf X (vormals Twitter) darüber.

So schrieb er mit einem Tränen lachendem Emoji: «Einem Vertreter des Außenministeriums zufolge wird Alaska, das im 19. Jahrhundert an die USA verkauft wurde, nicht an Russland zurückgehen. Das war's dann wohl. Und wir haben darauf gewartet, dass es jeden Tag zurückgegeben wird. Jetzt ist der Krieg unausweichlich.»

In Russland scheint man die Meldung bezüglich Alaska also ebenfalls nicht ernst zu nehmen.

(Stand: 30.1.2024)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Sharepic (archiviert)

Bilder-Rückwärtssuche (archiviert)

Originaldokument (archiviert)

Google-Übersetzung des Textes (archiviert)

«Newsweek»-Artikel zum Erlass (archiviert)

Telegram-Beitrag von «Two Majors» (archiviert)

Vertragstext zum Verkauf Alaskas (archiviert)

Einschätzung des ISW (archiviert)

Pressekonferenz des US-Außenministeriums (archiviert)

X-Beitrag von Medwedew (archiviert)

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