Diesel-Rückkehr frei erfunden

Versandhändler Amazon hält an Elektro-Lieferwagen fest

07.12.2023, 16:57 (CET)

Amazons Versand- und Online-Geschäft hat zwar eine schlechte Klimabilanz. Dass sich das Unternehmen nun aber wieder von Elektro-Lieferwagen verabschiedet und nur noch auf Dieselfahrzeuge setzen will, stimmt aber nicht.

Der Verkehr gehört zu den großen Verursachern von CO2-Emissionen und anderen Luftschadstoffen. Um den Klimaschutz im Verkehr zu verbessern, setzen viele Autohersteller und Betreiber von Fahrzeugflotten auf Elektrofahrzeuge. Der weltgrößte Online-Händler Amazon soll dagegen andere Wege gehen, heißt es in sozialen Medien. «Amazon stellt Sprinter Flotte wieder komplett auf Diesel um», schreibt ein Nutzer in einem Facebook-Beitrag. Außerdem wird ein Zitat erwähnt, dass offenbar von dem Händler stammen soll: «E-Antrieb passt nicht zum Servicekonzept.» Doch diese Nachricht ist frei erfunden.

Bewertung

Ein Amazon-Sprecher bezeichnete die Nachricht als Falschbehauptung. Es gibt auch keinerlei öffentlich auffindbare Belege für ein Ende der E-Lieferwagen-Flotte oder die Echtheit des Zitats.

Fakten

Eine Suche nach einer Firmenmitteilung von Amazon oder einem Medienbericht über das angebliche Ende der E-Lieferwagen-Flotte führt zu keinem Ergebnis - weder im Meldungsarchiv der Deutschen Presse-Agentur (dpa) noch bei einer Online-Suche. Auch das angebliche Zitat von Amazon ist nicht auffindbar, abgesehen von Fundstellen in sozialen Medien, auf denen sich die Falschbehauptung verbreitet.

Das Unternehmen bestätigte auf dpa-Anfrage, dass die Ankündigung nicht echt ist. «Die in den Social-Media-Beiträgen erhobene Behauptung ist absolut falsch», teilte ein Amazon-Sprecher mit.

Amazon ist immer wieder Kritik ausgesetzt, weil das Geschäft im Online-Versandhandel zu einem hohen CO2-Ausstoß führt. Im September 2019 ist der Konzern eine Selbstverpflichtung eingegangen, bis 2040 alle Betriebsabläufe CO2-neutral zu gestalten. Außerdem gab Amazon bekannt, 100 000 Elektro-Lieferwagen für die Paketzustellung bestellt zu haben und diese bis 2030 auf die Straßen zu bringen.

Noch ist das Unternehmen davon aber weit entfernt: In Deutschland seien derzeit mehr als 1000 Elektrolieferfahrzeuge in Amazons Transportnetzwerk im Einsatz, teilte ein Amazon-Sprecher der dpa mit. Weltweit seien mehr als 9000 E-Lieferwagen von Amazon unterwegs, heißt es im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens.

Insgesamt kündigt das Unternehmen demnach also an, die Flotte der E-Lieferwagen auszubauen, nicht einzustellen. Aus dem Nachhaltigkeitsbericht von Amazon geht allerdings auch hervor, dass Amazons Ausstoß schädlicher Klimagase aktuell zunimmt: Die gesamten CO2-Emissionen des Unternehmens sind seit 2019 um etwa 40 Prozent gestiegen, wie aus einer Grafik auf Seite elf des Berichts hervorgeht - auch wenn der Konzern darauf hinweist, dass der CO2-Ausstoß pro Brutto-Warenumsatz im selben Zeitraum um rund ein Viertel gesunken sei.

(Stand: 6.12.2023)

Links

Übersicht Mitteilungen von Amazon (archiviert)

Suche bei Google News nach angeblicher Nachricht (archiviert)

Suche nach angeblichem Zitat (archiviert)

Bericht über Co2-Ausstoß von Amazon bei Golem.de (archiviert)

Pressemitteilung von Amazon über Klimaziele für 2040 (archiviert)

Nachhaltigkeitsbericht von Amazon 2022 (archiviert)

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.