Kein Öl vor dem Kanzleramt

Greenpeace protestierte mit Zuckerrohr-Flüssigkeit

05.12.2023, 14:23 (CET)

Eine Aktion der Umweltorganisation Greenpeace, bei der Aktivisten ein vermeintliches Ölfass auslaufen lassen, sorgt für Irritation. Doch die verwendete Flüssigkeit ist ungefährlich.

Erdöl zählt zu den fossilen Energieträgern und trägt bei seiner Verbrennung zur Klimaerwärmung bei. Umweltschützer fordern deshalb, den globalen Ölverbrauch schnell zu senken. Umso verwunderlicher, dass die Umweltorganisation Greenpeace kürzlich angeblich ein Ölfass auf offener Straße auslaufen ließ, wie ein in den sozialen Netzwerken verbreitetes Video beweisen soll. Die User fragen sich «Sie wollen das Klima schützen und verunreinigen es gleichzeitig?» und nennen die Aktivisten «kriminelle Vereinigung». Was steckt wirklich hinter der Aktion?

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Bei der Flüssigkeit, die aus dem Fass lief, handelte es sich um Melasse aus Zuckerrohr. Mit dem klebrigen Protest wollten die Umweltschützer von Greenpeace auf den klimaschädlichen Ölverbrauch aufmerksam machen.

Fakten

Mehrere Medien berichteten über die Aktion am 27. November (hier oder hier). Auslöser war der Autogipfel, denn im Straßenverkehr fallen laut Greenpeace fast zwei Drittel des klimaschädlichen Ölverbrauchs an.

Die Klimaaktivisten protestierten nach eigenen Angaben «gegen die auto- und ölfixierte Verkehrspolitik». Sie forderten den Ausstieg aus fossilen Energien. Auf der Kurznachrichtenplattform X – ehemals Twitter – schrieben sie: «Gesucht: Klimakanzler. Gefunden: Öl-Olaf in Lobbygesprächen mit den Chefs von Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz.»

Um ihren Aussagen Ausdruck zu verleihen, platzierten die Aktivisten vor dem Kanzleramt in Berlin ein großes rotes Fass mit den Logos der drei Automarken. Aus dem Fass floss eine dunkle Flüssigkeit, die wie Öl aussah. Tatsächlich handelte es sich aber nach Angaben von Greenpeace um Melasse, die das Öl nur symbolisieren sollte. Die klebrige Flüssigkeit bestand aus Zuckerrohr und war somit ungefährlich für die Umwelt.

Die Berliner Feuerwehr bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass sich die Substanz bei ihrem Einsatz vor Ort nicht als Öl herausstellte. Die Masse konnte demnach mit einem Bindemittel abgebunden werden. Eine Sprecherin der Polizei Berlin erklärte im Gespräch mit dpa, dass es sich bei der Flüssigkeit «nach jetzigem Kenntnisstand um Zuckerrohr» handelte. Der Nachrichtenseite «t-online» bestätigte die Polizei darüber hinaus, dass sich die dickflüssige Masse mit Wasser wegspülen ließ.

(Stand: 04.12.2023)

Links

Verbindung Erdöl und Klimawandel (archiviert)

Facebook-Post (Post archiviert, Video archiviert)

Post bei X (archiviert)

Pressemitteilung Greenpeace (archiviert)

Bericht bei «Bild» (archiviert)

Bericht bei «Berliner Zeitung» (archiviert)

Bericht bei «t-online» (archiviert)

X-Post Greenpeace 1 (archiviert)

X-Post Greenpeace 2 (archiviert)

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