Umwelteinflüsse minimal

Windräder verursachen keine Dürre und keine Erderwärmung

10.11.2023, 17:15 (CET)

Es gibt viele Behauptungen über Windräder - zum Beispiel, dass sie Trockenheit und Erwärmung verursachen. Auch rund um die Laufzeit und den Rückbau halten sich Gerüchte. Nicht alle sind falsch.

Windkraftanlagen sind zentral für die Energiewende. Doch sie stehen immer wieder in der Kritik. In einem Facebook-Post wird behauptet, dass Windräder Trockenheit und Erderwärmung verursachen und eine Laufzeit von nur zehn Jahren haben sollen. Außerdem heißt es in dem Beitrag, dass die Rotorblätter nicht recyclefähig sind. Aber stimmt das?

Bewertung

Windräder können durch Luftaustausch die Bodentemperaturen beeinflussen. Allerdings fügen die Anlagen der Atmosphäre nicht mehr Wärme hinzu, sondern sorgen für eine andere Verteilung. Damit verursachen sie keine Erderwärmung. Auch für Trockenheit gibt es andere Auslöser. Die Laufzeit von Windrädern beträgt zwischen 20 und 30 Jahren. Richtig ist, dass es für das komplette Recycling von Rotorblättern bisher noch keine Verfahren gibt.

Fakten

Ein Bericht der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags zeigt, dass Windräder ihre direkte Umgebung, also das Mikroklima, in einem gewissen Maß beeinflussen können. «In der Umgebung von Windkraftanlagen kommt es nach derzeitigem Kenntnisstand nachts zu Temperaturerhöhungen in den unteren Luftschichten», heißt es. Das könne in deutschen Regionen aber auch positive Effekte haben: «Tatsächlich ist der Effekt, durch (vergleichsweise kleinere) Windräder kalte Luftschichten nach oben zu tragen und so eine Erwärmung bodennaher Regionen zu erreichen, seit einiger Zeit bekannt und wird in der Landwirtschaft eingesetzt. In Obstplantagen und Weinbergen wird als Kälte- bzw. Frostschutz mit Windrädern gearbeitet.»

Laut einer Recherche des MDR erhöhen sich die Temperaturen der Luftschichten in Bodennähe um 0,3 bis 0,7 Grad Celsius «bei wirklich riesengroßen Windparks». Statt zu einer Temperaturveränderung führe dies aber nur zu einer anderen Verteilung der Wärme. Wenn es unten wärmer werde, werde die kältere Luft vom Boden durch die Windräder nach oben transportiert und es komme dort zu einer Abkühlung, heißt es in dem Bericht.

Die nächtliche Temperaturerhöhung in den unteren Luftschichten in der Umgebung von Windkraftanlagen «wird als ein mikroklimatischer Wechsel bezeichnet, ist aber noch keine Dürre», heißt es im Bericht der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags. Gründe für landwirtschaftliche Dürren in Deutschland seien zum Beispiel geringer Niederschlag, eingeschränkter Zugang zur Wasserversorgung oder Landnutzungsveränderungen.

Laufzeit meist länger, aber von Förderung abhängig

Das Umweltbundesamt spricht davon, dass Windenergieanlagen nach 20 bis 30 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreichen und dann zurückgebaut werden müssen. Viele Windräder werden aber bereits nach 20 Jahren abgeschaltet. Das liegt daran, dass dann die finanzielle Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz endet, heißt es vom Wirtschafts- und Klimaschutzministerium. Das Ende der Zuschüsse bedeutet, dass die Betreiber ihren Strom zu Marktpreisen ohne lukrativen Zuschuss durch den Staat verkaufen müssen. Da bei älteren Anlagen aber auch die Kosten für Wartung und Reparatur steigen, lohnt sich ein Betrieb häufig nicht mehr.

Material der Rotorblätter bereitet Probleme

Nach dem Ende der Laufzeit stellt sich die Frage nach dem Recycling. Einige Bauteile von Windrädern sind dabei nicht leicht zu entsorgen. Das steht in einem Bericht der Technischen Universität Dresden und des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie: «Für fast alle in einer WKA [Windkraftanlage] verwendeten Materialien existieren geeignete Entsorgungswege, wodurch eine Recyclingquote von 80-90 % erreicht werden kann. Eine Ausnahme bildet die Rotorblattentsorgung, hierbei besteht weiter Forschungsbedarf nach einer ökonomisch und ökologisch sinnvollen Verwertung.»

Das Problem ist demnach vor allem der Materialmix, denn die meisten zur Entsorgung anfallenden Rotorblätter bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff in Sandwichbauweise mit Kunststoffschaum oder Balsaholz als Füllstoff. «Das Recycling dieser Verbundmaterialien, insbesondere die Trennung der Komponenten unter Beibehaltung der Qualitätsmerkmale, ist noch ungelöst», schreibt der Fraunhofer-Verbund Werkstoffe zu diesem Problem. Er forscht an Möglichkeiten zum Recycling der Bauteile. Der MDR berichtet, dass es erste Recyclingideen für bestimmte Rohstoffe aus den Rotorblättern gibt. So werden manche Abfälle bereits bei der Zementherstellung oder für Fußbodenbeläge genutzt. Bisher fehlen laut Umweltbundesamt aber eindeutige Vorgaben zur Verwertung.

Die Behauptung, dass Windräder nach Laufzeitende nicht komplett zurückgebaut werden, wurde bereits in einem dpa-Faktencheck widerlegt. Ein weiterer dpa-Faktencheck zeigt auf, dass es keinen Zusammenhang zwischen Windparks und Starkregen gibt. Auch Behauptungen über angeblich große Auswirkungen von Windrädern auf das Wetter und Klima in Deutschland halten einem Faktencheck nicht stand.

(Stand: 10.11.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Wissenschaftliche Dienste über Mikroklima bei Windrädern (archiviert)

MDR-Bericht über Windkraftanlagen (archiviert)

Umweltbundesamt zum Thema (archiviert)

BMWK zur Windenergie (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Windparks und Starkregen

dpa-Faktencheck zum Rückbau von Windrädern

dpa-Faktencheck zu Windrädern und Dürren

MDR-Bericht über Recyclingideen für Rotorblätter (archiviert)

Bericht Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie und TU Dresden (archiviert)

Fraunhofer-Verbund Werkstoffe (archiviert)

Umweltbundesamt über Rückbau- und Recyclingstandards (archiviert)

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