Angebliche Lösegeldforderung

Artikel im WDR-Design über Shani Louk ist frei erfunden

08.11.2023, 16:36 (CET)

Die Ermordung der Deutsch-Israelin Shani Louk durch die Hamas hat die Öffentlichkeit erschüttert. Falsch ist aber, dass es einen WDR-Artikel über angebliche Lösegeldforderungen an ihre Mutter gab.

Drei Wochen nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel hat die israelische Armee die Familie der Deutschen Shani Louk über den Tod der 22-Jährigen Frau informiert. Die Familie vermutete zuvor, Shani Louk sei in den Gazastreifen verschleppt worden. Über die Zeit der Ungewissheit für ihre Mutter kursiert in sozialen Medien ein Screenshot eines Artikels, der auf der WDR-Webseite veröffentlicht worden zu sein scheint. Unter einem Logo des WDR steht geschrieben: «Die Mutter des Opfers Ricarda Louk berichtete, dass sie nach der Entführung ihrer Tochter immer wieder Anrufe von Unbekannten eingegangen seien. Sie nannten sich Vertreter der Hamas und forderten 500.000 Euro für die Rückkehr von Shani.» Und weiter: «Eine polizeiliche Untersuchung ergab, dass die Anrufe höchstwahrscheinlich vom Territorium der Ukraine kamen.» Doch diese Meldung ist frei erfunden.

Bewertung

Es gab keine WDR-Meldung über Erpresseranrufe an die Mutter von Shani Louk. Kein anderes seriöses Medium hat über einen solchen Vorfall berichtet.

Fakten

Auf dem Screenshot ist ein Veröffentlichungsdatum des angeblichen WDR-Artikels zu sehen: 30. Oktober 2023 um 10:43 Uhr. Doch an diesem Tag - sowie auch an allen anderen Tagen seit dem 7. Oktober - ist kein Artikel auf der WDR-Webseite zu finden, in dem die Mutter von Shani Louk über Erpresseranrufe oder eine Lösegeldforderung spricht.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte ein WDR-Sprecher, dass es sich um eine gefälschte Nachricht in der Optik eines WDR-Artikels handele. «Das wurde von uns nicht veröffentlicht», sagte der Sprecher.

Auch im Meldungsarchiv der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und auf Online-Seiten anderer Medien ist keine derartige Meldung zu finden. Würde sie existieren, wären üblicherweise Berichte zu finden, da eine Lösegeldforderung bei einem so prominenten Fall wie dem von Shani Louk und ihrer Familie hohen Nachrichtenwert hätte.

Der Tod der seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vermissten Deutschen wurde am 30. Oktober bestätigt. Das israelische Militär informierte die Familie in der Nacht. Die 22-Jährige wurde nach Angaben ihrer Familie bei einem Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste von der islamistischen Hamas getötet. Die Mutter geht davon aus, dass ihre Tochter bereits seit dem 7. Oktober tot ist - möglicherweise sei sie bei dem Terrorüberfall durch einen Schuss in den Kopf getötet worden, sagte sie der dpa. Kurz nach den Hamas-Terrorangriffen kursierte ein Video, das Shani Louk reglos auf einem Pickup-Truck zeigt, wodurch ihre Geschichte bekannt wurde.

Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas hatte in Israel am 7. Oktober ein Massaker an Zivilisten angerichtet. Mehr als 1400 Menschen kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Militante verschleppten mehr als 240 Menschen in das dicht besiedelte Küstengebiet.

(Stand: 7.11.2023)

Links

Suche auf WDR-Webseite nach angeblichem Bericht über Erpressung (archiviert)

Suche in anderen Medien nach angeblichem Bericht über Erpressung (archiviert)

dpa-Bericht über den Tod von Shani Louk, veröffentlicht von «Merkur.de» (archiviert)

Facebook-Beitrag mit Screenshot (archiviert, Bild archiviert)

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