Fake-Account auf Tiktok nutzt altes Schröder-Interview

Die sozialen Netzwerke hat Gerhard Schröder bisher weitgehend gemieden. Doch nun ist ein Tiktok-Account aufgetaucht, auf dem der Ex-Bundeskanzler sich offenbar sebst zu Wort meldet. Als «ehemaliger Bundeskanzler» gibt sich der Nutzer «gerhard.schroeder» mit mehreren Tausend Followern aus. In einem Video, das bereits mehr als 240 000 Mal angeschaut wurde, begrüßt Schröder die Zuschauer: «Schön euch zu sehen». Kurz unterläuft ihm ein Fehler, denn den Beginn seiner Kanzlerschaft datiert er ins Jahr 1989, nicht 1998. Doch er und die Filmenden nehmen es mit Humor. Ist Schröder jetzt also mit launigen Videos auf Tiktok vertreten?

Bewertung

Der Account ist ein Fake. Das Video ist fast zwei Jahre alt und stammt aus einem Kurzinterview, das ein Medienhaus 2021 mit Schröder geführt und auf Youtube veröffentlicht hat.

Fakten

Zunächst einmal fallen beim Betrachten des Tiktok-Videos und des zugehörigen Accounts einige Dinge auf:

• Schröder duzt die Zuschauer zwar, wie man es auf Tiktok möglicherweise erwarten würde. Die Plattform Tiktok erwähnt er jedoch mit keinem Wort.
• Im Text zum Video finden sich Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Grammatikfehler.
• Seit dem Upload des Videos am 21. Oktober gibt es keinen weiteren Content. Es ist bislang das einzige Video auf dem Account.
• Als Musikempfehlung wird unter dem Video ein Lied mit dem Titel «Thicc Putin» («Dicker Putin» oder auch «Dummer Putin») angegeben. Schröder steht seit langem aufgrund seiner Nähe zum russischen Präsidenten in der Kritik.

Aufklärung bringt in diesem Fall eine sogenannte Foto-Rückwärtssuche mit Suchmaschinen wie Tineye und Google. Sucht man mit einem Screenshot des Tiktok-Videos, so landet man bei einem Treffer auf der Plattform Youtube aus dem Jahr 2021. Das rund einminütige Video enthält auch den Ausschnitt, der auf Tiktok verbreitet wurde. Das gesamte Video ist jedoch ein Interview mit der Funke Mediengruppe. Schröder beantwortet drei kurze Fragen zu seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 und zu seinem SPD-Nachfolger Olaf Scholz, der damals gerade sein Amt angetreten hatte.

(Stand: 23.10.2023)