Angriff erfunden

Kirchengemeinde in Gaza dementiert Zerstörung von Gotteshaus

11.10.2023, 19:57 (CEST)

Als Reaktion auf die blutigen Terrorattacke der Hamas greift Israel Ziele im Gazastreifen an. Doch dass dabei eine uralte Kirche getroffen worden sei, ist eine ausgedachte Geschichte.

Bilder und Videos der Hamas-Terrorangriffe in Israel erreichen in sozialen Medien derzeit viele Menschen. Oft kommt es vor, dass alte Videos fälschlicherweise dem aktuellen Konflikt zugeordnet werden - manchmal veröffentlicht jemand gänzlich Falsches. So heißt es etwa in einem Facebook-Beitrag: «Israel hat gerade die drittälteste Kirche der Welt in die Luft gesprengt.» Dazu wird ein Video gezeigt, in dem das golden verzierte Innere einer – intakten – Kirche zu sehen ist. Die Behauptung ist jedoch nicht wahr. 

Bewertung

Die Kirchengemeinde bezeichnete Meldung über eine Beschädigung des Gotteshauses in Gaza als falsch. Die Kirche sei unversehrt. Das bestätigen auch aktuelle Satellitenbilder.

Fakten

Auf Facebook dementierte die erwähnte griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde St. Porphyrius in Gaza die Behauptung: «Wir möchten Sie darüber informieren, dass die Kirche des Heiligen Porphyrios in Gaza unversehrt ist und im Dienste der Gemeinschaft und unserer Gemeinde steht. Die Nachrichten, die über die Beschädigung der Kirche kursieren, sind falsch.»

Zwar ist der Account mit der Mitteilung kein verifizierter Account mit blauem Haken. Doch er gibt eine Telefonnummer an, sowie die gleiche Adresse wie die Website der Kirche und hat seit 2019 viele Fotos über Aktivitäten der Kirchengemeinde in ihren Räumen und in Gaza hochgeladen.

Aktuelle Satellitenbilder bestätigen die Unversehrtheit. Die Deutsche Presse-Agentur hat Aufnahmen des Satellitendaten-Unternehmens Planet ausgewertet, die am 10. Oktober gegen 15 Uhr (Ortszeit Gaza) aufgenommen wurden (siehe Foto oben). Zu erkennen ist das graue Dach des Kirchenschiffs und das rote Dach einer Moschee, die direkt neben der Kirche steht. Obwohl das Gebäude nicht ganz deutlich zu sehen ist, kann von einer Zerstörung oder einem «in die Luft gesprengt» keine Rede sein.

Im Kartendienst Bing ist der Standort der Kirche korrekt markiert. Google Maps zeigt dagegen nicht ihre genaue Lage an, hier ist die Kirche fälschlich etwa 70 Meter südlich verortet. Wie auf Fotos zu sehen ist, befindet sich die Kirche neben dem Minarett einer Moschee. Diese Moschee mit Minarett ist auf Google Maps leicht zu erkennen, da es einen Schatten auf das rötliche Dach der Moschee wirft. Die Kirche mit dem großen grauen Dach befindet sich unmittelbar westlich der Moschee.

Das Video, das im Facebook-Beitrag zu sehen ist, liefert keine Erkenntnisse zu der Behauptung. Vergleiche mit Aufnahmen auf Google Maps und bei Youtube sowie dem Facebook-Account der Kirche bestätigen, dass in dem Video tatsächlich das Innere der Kirche des Heiligen Porphyrios in Gaza zu sehen sind.

(Stand: 11.10.2023)

Links

Stellungnahme der Kirche auf Facebook (archiviert)

Facebook-Account der Kirche (archiviert)

Website der Kirche (archiviert)

Kirche im Kartendienst Bing (archiviert)

Falsche Verortung bei Google Maps (archiviert)

Verortung der Moschee bei Google Maps (archiviert)

Foto der Moschee neben Kirche (archiviert)

Foto der Kirche von Moschee aus gesehen (archiviert)

Innenaufnahme der Kirche St. Porphyrius (archiviert)

Weitere Inenaufnahme der Kirche (archiviert)

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert, Video archiviert)

Video aus der Kirche

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