Falsche Orts- und Zeitangabe

Video von einstürzendem Haus in Marokko ist drei Jahre alt

13.09.2023, 21:06 (CEST)

Nach Naturkatastrophen wie dem Erdbeben in Marokko verbreiten sich häufig falsche Informationen. So kursiert ein Video im Netz, das ein am 9. September einstürzendes Haus in Marrakesch zeigen soll.

Das Video mit dem Titel «Starkes Erdbeben erschüttert Marokko: Mehr als tausend Tote» zeigt gleich zu Anfang und dann später noch einmal ein einstürzendes Haus. Man hört Menschen schreien. Dazu ist am unteren Bildrand «9. September 2023 Marrakesch, Marokko» eingeblendet. Hat also das jüngste Erdbeben dieses mehrstöckige Gebäude zum Einsturz gebracht?

Bewertung

Die Angaben zu dieser Sequenz des Videos sind irreführend. Der Clip zeigt tatsächlich ein einstürzendes Haus in Marokko, ist jedoch schon drei Jahre alt. Mit dem verheerenden Erdbeben im September 2023 haben die Bilder des Einsturzes also nichts zu tun.

Fakten

Das Video stammt aus Marokko, die Aufnahme des Einsturzes allerdings nicht aus Marrakesch oder der vom Erdbeben 2023 besonders betroffenen Region rund um Oukaïmeden. Sie wurde schon im August 2020 im gut 220 Kilometer entfernten Casablanca aufgenommen.

Die Sequenz von dem einstürzenden Haus, die zweimal in dem Video zu sehen ist, lässt sich mit einer Bilderrückwärtssuche aufspüren. Dabei findet sich eine Version, die schon am 6. August 2020 auf Twitter und am 7. August 2020 auf YouTube veröffentlicht wurde. Das zusammenbrechende Haus stand in Sbata, einem Vorort von Casablanca.

Über den Einsturz des mehrstöckigen Hauses berichtete die französische Nachrichtenseite AlNas. Demnach stürzte das Haus am Abend des 5. August 2020 ein, dabei kam ein 55-Jähriger Mann ums Leben.

Die Ursache des Unglücks damals war aber kein Erdbeben. Laut der marokkanischen Nachrichtenseite challenge war das Haus einsturzgefährdet. In dem Viertel lebten demnach viele Familien auf engem Raum in verwitterten Gebäuden. Die Bewohner des Hauses sollen mehrere Tage vor dem Einsturz von den zuständigen Behörden aufgefordert worden sein, das Gebäude wegen der akuten Gefahr zu verlassen.

Im Zusammenhang mit Naturkatastrophen verbreiten sich oft Falschinformationen. So auch nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien im Januar 2023. Im Netz kursierte seinerzeit ein Video, das eine Flutwelle an einem Strand zeigen sollte. Auch hier wurde ein älteres Video, von einer Flutwelle in Südafrika, im Kontext einer aktuellen Naturkatastrophe benutzt.

Not nach dem Erdbeben ist groß

Ungeachtet solcher Falschnachrichten ist die Not nach dem Erdbeben vom 9. September 2023 in Marokko groß. Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) waren etwa 100 000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Hilfslieferungen kamen nur schwer in die betroffenen Gebiete voran.

(Stand: 13.09.2023)

Links

Video zu Erdbeben in Marrokko mit alter Videosequenz (archiviert)

Luftlinie Marrakesch-Casablanca (archiviert)

Bilderrückwärtssuche (archiviert)

Tweet mit Video 06.08.2020 (Video archiviert)

Beitrag von alnas.fr (archiviert)

Beitrag von LaQuotidienne(archiviert)

Beitrag von challenge.ma (archiviert)

YouTube Video hochgeladen am 07.08.2020(archiviert)

Faktencheck zur angeblichen Flutwelle nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien im Januar 2023

Tatsächliche Auswirkung des Erdbebens (archiviert)

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