Satire

Video über angeblich produziertes Menschenfleisch ist eine Fake-Dokumentation

01.09.2023, 17:22 (CEST)

Eine britische Satire über den Konsum von Menschenfleisch soll die Menschen aufrütteln und auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten aufmerksam machen. Doch von manchen Nutzer in sozialen Netzwerken wird sie ernst genommen.

Wenn man einigen Facebook-Nutzern glauben darf, soll die Bevölkerung in Großbritannien darauf vorbereitet werden, dass bald Menschenfleisch im Labor gezüchtet wird. Ein Video soll zeigen, wie dieses neue Produkt bereits in britischen Supermärkten verkauft wird. Angeblich habe eine Firma namens «Good Harvest» das Produkt entwickelt.

Bewertung

Das Video ist ein Ausschnitt aus einem satirischen Dokumentarfilm, der Ende Juli 2023 in Großbritannien ausgestrahlt wurde. Good Harvest ist kein echtes Unternehmen.

Fakten

Das auf Facebook geteilte Video stammt aus einer «Mockumentary». Dabei handelt es sich um einen Film, der wirkt wie eine Dokumentation, aber eine erfundene Geschichte erzählt. Der Titel der Doku («Gregg Wallace: The British Miracle Meat»), der am Ende des Facebook-Videos zu sehen ist, verweist auf den Ursprung des Ausschnitts.

Die Sendung wurde am 24. Juli 2023 auf dem britischen Fernsehsender «Channel 4» ausgestrahlt. Sie ist nur in Großbritannien zugänglich, liegt der dpa aber vor. Der britische Moderator Gregg Wallace präsentiert darin im Labor gezüchtetes Menschenfleisch. Es soll ein satirischer Kommentar zum Anstieg der Lebenshaltungskosten in Großbritannien sein. Die Sendung wurde in der britischen Presse ausführlich kommentiert.

Einige Zuschauer merkten Berichten zufolge nicht, dass sie eine gefälschte Reportage sahen. Tatsächlich existierte auch eine Website des fiktiven Unternehmens, das das vermeintliche Menschenfleisch vertreibt. Es werde «erstklassiges» Menschenfleisch angeboten, heißt es dort. Die verschiedenen Produkte auf der Website führen jedoch entweder zu einer leeren Seite oder zu einem Unternehmen, das auf die Erstellung von Websites spezialisiert ist.

Regisseur wollte auf Lebensumstände aufmerksam machen

In einem Interview mit der BBC erklärte der Regisseur der Mockumentary, er habe eine Satire darüber entwickeln wollen, «wie das Elend der Lebenshaltungskosten zur Normalität geworden ist». Er betonte: «Wir wollten die Zuschauer wütend machen über die Ungerechtigkeit in unserem Land und wie schrecklich es ist, dass wir diesen Zustand akzeptieren.»

Er behauptet jedoch, es sei nicht sein Ziel gewesen, die Zuschauer zu täuschen. Dass einige von ihnen diese Mockumentary länger als ein paar Minuten ernst nehmen würden, habe er nicht geahnt.

Laut BBC basiert die Sendung auf einem Text des irischen Schriftstellers Jonathan Swift aus dem Jahr 1729 mit dem Titel «Ein bescheidener Vorschlag». Darin schlug er auf ironische Weise vor, reichen Menschen «Babyfleisch» anzubieten, um die Verelendung des Landes in den Griff zu bekommen.

(Stand: 31.8.2023)

Links

Was sind Mockumentaries? (archiviert)

Fake-Dokumentation auf «Channel 4» (archiviert)

Zur Krise der Lebenshaltungskosten in Großbritannien (archiviert)

«The Independent» über die Sendung (archiviert)

«Guardian» über die Sendung (archiviert)

«The Telegraph» über die Sendung (archiviert)

Archivierte Website von Good Harvest

Website der Webdesign-Firma (archiviert)

BBC-Artikel über Sendung und dessen Ursprung (archiviert)

«Ein bescheidener Vorschlag»-Text von Jonathan Swift (archiviert)

Facebook-Post (archiviert, Video archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.