Kein Truppenaufmarsch

Video zeigt Probe für Militärparade in Warschau

24.08.2023, 12:40 (CEST)

Immer wieder kursieren im Netz angebliche Beweise für polnische Einmarsch-Pläne in die Ukraine. User verbreiten dazu nun ein Video und behaupten, Polen bringe seine Armee in Position. Das ist falsch.

Militärfahrzeuge bewegen sich in der Nacht auf mehrspurigen Straßen, Panzer rollen offenbar durch eine Großstadt: Ein Video soll, glaubt man Gerüchten auf Facebook, Vorbereitungen der polnischen Armee für einen Einmarsch in die benachbarte und von Russland angegriffene Ukraine zeigen. «Möglicherweise» sei auch ein Angriff auf Belarus geplant, heißt es. Ist es tatsächlich das, was im Video zu sehen ist?

Bewertung

Falsch. Das Video zeigt Vorbereitungen für eine Militärparade in Polens Hauptstadt Warschau Mitte August. Für Vorbereitungen auf eine Invasion in die Nachbarländer Ukraine und Belarus gibt es keinerlei Belege - auch wenn die russische Propaganda diesen Vorwurf wiederholt erhebt.

Fakten

Das Video stammt von der Plattform X (ehemals Twitter). Es wurde dort in der Nacht zum 13. August 2023 von einem Account veröffentlicht, der zur 1. Warschauer Panzerbrigade gehört, einem Teil des polnischen Heeres. Der Beitrag mit dem Video wurde auch vom offiziellen Account des polnischen Verteidigungsministeriums weiterverbreitet.

Am 15. August, dem «Tag der Armee», fand in Warschau eine große Militärparade statt. Dem Verteidigungsministerium zufolge wurden mehrere Hundert Militärfahrzeuge und Waffen präsentiert. Zudem seien 2000 Soldaten aus allen Teilstreitkräften sowie in Polen stationierte Soldaten verbündeter Länder beteiligt gewesen.

Das nächtliche Video zeigt den Angaben der Panzerbrigade zufolge eine Probe für die Parade. Zu sehen ist zum Beispiel eine mehrspurige Straße direkt am Ufer der Weichsel nahe der Warschauer Altstadt. Fahrzeuge aus dem Video finden sich auch auf Aufnahmen vom Tag der Parade.

Polen ist als Nato-Land einer der größten militärischen Unterstützer des von Russland 2022 angegriffenen Nachbarlands Ukraine. Seit der russischen Invasion rüstet auch Polen selbst gegen eine mögliche Bedrohung durch Russland auf. Die eigene Armee soll fast auf das Doppelte wachsen. Derzeit zählen die Streitkräfte 172 500 Männer und Frauen. Polen hat mit den USA und Südkorea milliardenschwere Verträge über die Lieferung Hunderter Panzer, Dutzender Kampfjets und Raketenwerfersysteme abgeschlossen. Zuletzt wuchs im Land die Sorge vor einer Bedrohung aus dem Nachbarland Belarus. Dort haben sich nach einem im Juni gescheiterten Aufstand in Russland Berichten zufolge Tausende Söldner der Gruppe Wagner niedergelassen.

Gerüchte über eine angebliche polnische Absicht, Teile der Ukraine einzunehmen, gibt es immer wieder. Sie werden von der russischen Propaganda zum Krieg gegen die Ukraine genährt. Anfang 2023 kursierte zum Beispiel ein gefälschtes Zitat des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki. Der Kreml unterstellt Polen immer wieder, einen angeblich historisch begründeten Anspruch auf die Westukraine zu erheben. Belege oder entsprechende Äußerungen polnischer Regierungsvertreter gibt es aber nicht.

(Stand: 24.8.2023)

Links

Video auf X (archiviert; Video archiviert)

1. Warschauer Panzerbrigade (archiviert)

X-Account des polnischen Verteidigungsministeriums (archiviert)

euronews-Bericht über den «Tag der Armee» (archiviert)

Verteidigungsministerium über die Parade (archiviert; Video archiviert)

Aufnahmeort von Teilen der Videosequenzen (archiviert)

dpa-Bericht zum «Tag der Armee» und Polens Aufrüstung (archiviert)

dpa-Meldung über Wagner-Präsenz in Belarus (archiviert)

dpa-Faktencheck zu gefälschtem Morawiecki-Zitat

dpa-Faktencheck zu angeblichen polnischen Einmarsch-Plänen

Beitrag auf Facebook (archiviert; Video archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.