Diagramm fehlinterpretiert

Menschen verursachen den gegenwärtigen Klimawandel

18.08.2023, 15:00 (CEST)

Das Klima sorgt immer wieder für Diskussionen - besonders in den sozialen Medien. Unter anderem mithilfe von Statistiken und Diagrammen stellen Skeptiker des Klimawandels falsche Behauptungen auf.

Immer mal wieder tauchen im Netz Aussagen gegen den wissenschaftlich belegten und vom Menschen verursachten Klimawandel auf. Nun kursiert im Internet ein Diagramm, welches zeigen soll, dass die globale Temperatur im Vergleich zu vor 65 Millionen Jahren gesunken ist. Die Schlussfolgerungen in einem Facebook-Post lauten, dass man den «natürlichen Klimawandel» nicht leugnen solle und es «praktisch noch nie» so kalt gewesen sei wie jetzt. Doch stimmt das wirklich?

Bewertung

Die Behauptung, dass es noch nie kälter war als jetzt, ist falsch. Aussagen zur Temperaturentwicklung in den vergangenen Jahrzehnten sind anhand des Diagramms nicht möglich, weil es einen sehr großen Zeitraum abbildet.

Fakten

Die Grafik enthält keine Aussage über die Temperaturentwicklung auf der Erde in der Zukunft. Auch die Entwicklung der jüngsten Vergangenheit ist nicht zu erkennen, da die Jahre seit Beginn der Industrialisierung bei einer Gesamtbetrachtung von 60 Millionen Jahren nicht zu erkennen sind.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 mit einer ähnlichen Grafik zeigt für die Vergangenheit einen nahezu identischen Verlauf. Es gibt dort aber zusätzlich eine Prognose für die kommenden Jahre und somit geht die Grafik über das bei Facebook gepostete Diagramm hinaus.

Die Grafik in der Studie zeigt, dass die Temperatur auf der Erde aktuell steigt und weiter steigen wird. Es ist zwar richtig, dass die klimatischen Bedingungen auf der Erde nie konstant waren und auf vielen Wechselwirkungen beruhen - zum Beispiel auf Vulkanaktivitäten oder der Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Diese Veränderungen erfolgen jedoch über einen wesentlich längeren Zeitraum hinweg als die Erderwärmung, die seit Beginn der Industrialisierung zu beobachten ist.

Der EU-Klimawandeldienst Copernicus gab an, dass der Juli 2023 der heißeste gemessene Monat seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 war. Die globale Durchschnittstemperatur lag im Juli bei 16,95 Grad und damit um 0,33 Grad höher als im bisherigen Rekordmonat Juli 2019. Zudem lag die Temperatur über Land nach den Copernicus-Daten im Juli global um 0,72 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Bei der Meerestemperatur rund zehn Meter unter der Oberfläche waren es 0,51 Grad mehr.

Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Erderwärmung menschengemacht sei. Hitzewellen sind ihrer Einschätzung nach in den vergangenen Jahren immer häufiger aufgetreten. Eine Hitze wie im Juli 2023 in den USA, in Mexiko und in Südeuropa wäre praktisch unmöglich gewesen, wenn der Mensch die Erde nicht durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erwärmt hätte. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass beispielsweise die Hitzewellen in Südeuropa um 2,5 Grad Celsius und in Nordamerika um 2 Grad Celsius wärmer waren als ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel.

Das Diagramm der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA zeigt, dass es vor 55 Millionen Jahren einen massiven Temperaturanstieg innerhalb von relativ kurzer Zeit gegeben haben muss. Ein internationales Forscherteam hat Hinweise gefunden, dass starker Vulkanismus am Boden des damals noch jungen Atlantiks eine der Ursachen gewesen sein könnte.

Immer wieder machen im Netz falsche Behauptungen über den Klimawandel die Runde, wie vergangene Faktenchecks der Deutschen Presse-Agentur zeigen.

(Stand: 17.8.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Die Weltwetterorganisation zum Hitzerekord im Juli 2023 (archiviert)

EU-Klimawandeldienst Copernicus zum Juli 2023 (archiviert)

Fachzeitschrift Geomar zur Klimaerwärmung vor 55 Millionen Jahren (archiviert)

World Weather Attribution zum Klimawandel (archiviert)

Diagramm der Wetter- und Ozeanographiebehörde der USA(archiviert)

Faktoren für frühere Klimawandel (archiviert)

Belege für anthropogene Klimaveränderungen (archiviert)

CO2-Konzentration seit der Industrialisierung (archiviert)

Studie zur Temperaturentwicklung auf der Erde(archiviert)

Grafik in der Studie aus dem Jahr 2018(archiviert)

dpa-Faktenchecks:

Falsche Behauptungen über Klimawandel und Greta Thunberg

Ungenaue Wetterprognosen sagen nichts über den Klimawandel aus

Es wird durch den menschengemachten Klimawandel wärmer

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