Gut gemachtes Imitat

Vermeintlicher «Welt»-Artikel ist gefälscht

16.08.2023, 16:31 (CEST)

Die «Welt» ist eines der bekanntesten Nachrichtenportale Deutschlands. Dies haben sich Fälscher zunutze gemacht, um auf einer kopierten Webseite ihre Inhalte zu verbreiten.

Die AfD hat in aktuellen Meinungsumfragen ein Hoch und liegt dort teils als zweitstärkste Partei hinter der Union. Nun wird in sozialen Netzwerken der Link zu einem vermeintlichen «Welt»-Artikel geteilt, der aus den Umfragen schlussfolgert, die Deutschen wünschten sich: «Weniger NATO und Ukraine, mehr Gutes für Deutschland». Doch dieser Medienbeitrag ist eine Erfindung.

Bewertung

Der Artikel ist gefälscht und stammt nicht von der «Welt». Die Aufmachung der Original-Webseite wurde kopiert.

Fakten

An mehreren Punkten lässt sich erkennen, dass der angebliche «Welt»-Artikel eine Fälschung ist: Der Artikel ist weder auf der offiziellen Seite der «Welt» erschienen, noch findet man ihn im Online-Archiv der Zeitung - eine Suche nach dem Schlagwort «Chamäleon» blieb ergebnislos.

Bei einem genauen Blick auf die Internetadresse (URL) des vermeintlichen «Welt»-Artikels ist zu erkennen: Diese verweist nicht auf die offizielle Webpräsenz «welt.de», sondern auf eine nachgemachte Seite mit der Endung «welt.ltd».

Dies ist allerdings anhand der kopierten Aufmachung schwer zu erkennen. Zudem leiten mehrere Links auf der gefälschten Seite zum echten «Welt»-Auftritt weiter. So wird der Eindruck erweckt, dass es sich um eine Seite der Zeitung handelt.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat den Axel-Springer-Verlag, zu dem die Zeitung «Welt» gehört, um eine Stellungnahme gebeten, aber bisher keine Antwort erhalten.

Bekannte Fake-Kampagne

Der falsche «Welt»-Text gehört höchstwahrscheinlich zu einer größeren Kampagne: Im Sommer 2022 zeigten Recherchen von «t-online» und dem ZDF, dass mehr als 30 gefälschte Webseiten Teil einer größeren Aktion pro-russischer Akteure sind, die gezielt Desinformationen in sozialen Netzwerken und vor allem auf Facebook verbreiten.

Das Bundesinnenministerium zeigte sich beunruhigt über die Fälschungen und sagte der dpa Anfang September 2022, die Berichte zeigten exemplarisch «das Ausmaß pro-russischer Propaganda und Desinformation in Deutschland». Diese verfolge das Ziel, Vertrauen in Politik, Gesellschaft und staatliche Institutionen zu untergraben, sagte ein Sprecher.

Auch in einem Bericht des französischen Generalsekretariats für Verteidigung und Sicherheit von Juni 2023, der über Methoden russischer Fake-News zum Krieg in der Ukraine aufklärt, werden die gefälschten deutschen und europäischen Webseiten erwähnt. Als betroffene Länder werden dort Frankreich, Deutschland, Litauen, Lettland, Großbritannien, die Ukraine, die USA, Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate genannt.

Ende Juli 2023 verhängte die EU Sanktionen gegen Propagandisten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die sie als Verantwortliche hinter den gefälschten Medien-Webseiten und anderen Fake-Kampagnen betrachtet.

Die aktuell neu erscheinenden Texte, wie jener der falschen «Welt», zeigen, dass die Fake-Kampagne weiterhin andauert. Gemeinsam haben die derzeitigen Fälschungen, dass sie die Domain-Endung «.ltd» nutzen und pro-russische Inhalte verbreiten.

(Stand: 16.8.2023)

Links

Webseite von «Welt.de»

gefälschter «Welt»-Artikel (archiviert)

gefälschter «Welt»-Artikel vom September 2022 (archiviert)

Site-Suche nach gefälschtem «Welt»-Artikel (archiviert)

Schlagwortsuche bei «Welt.de»

Recherche von «t-online» zu gefälschten Nachrichtenseiten (archiviert)

Recherche des ZDF zu gefälschten Nachrichtenseiten (archiviert)

dpa-Meldung zu gefälschten Nachrichtenseiten, bei «deutschlandfunkkultur.de» (archiviert)

Bericht des französischen Generalsekretariat für Verteidigung und Sicherheit zur Fake-Kampagne (archiviert)

Mitteilung des Rats der EU zu den Sanktionen (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.