Clip manipuliert

«Stop Zelensky, Stop War»? Anti-Selenskyj-Werbung ist Fake

03.08.2023, 00:03 (CEST)

Erst New York, jetzt Tokio: Im Netz ist ein Video aufgetaucht von einer angeblichen Werbeanzeige in Japan, die gegen den ukrainischen Präsidenten gerichtet ist. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen - das Video ist manipuliert.

Lässt die internationale Unterstützung für die Ukraine nach? Das soll zumindest ein Video nahelegen, das sich derzeit in mehreren Ländern schnell verbreitet. In dem Video ist eine vermeintlich aktuelle Werbeanzeige an einer Straßenecke mit der Aufschrift «Stop Zelensky, Stop War» zu sehen. Das Werbebanner, das sich augenscheinlich gegen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj richtet, soll in Japan aufgenommen worden sein. Doch hat es diese Botschaft tatsächlich so gegeben?

Bewertung

Der Clip wurde manipuliert: Das Bildmaterial stammt aus einem Youtube-Video, das im Oktober 2020 auf der Plattform hochgeladen wurde. Darin ist eine solche Anzeige nicht zu sehen.

Fakten

In dem Clip mit der angeblichen Werbeanzeige ist eine Straßenecke bei Dunkelheit zu sehen. Bei Sekunde 4 ändert sich die Kameraführung in dem Video und die Perspektive schwenkt auf die vermeintliche Anti-Selenskyj-Werbung. Daneben sind weitere Werbe-Beleuchtungen zu sehen, die offenbar zu Geschäften gehören. Erkennbar sind etwa die Aufschriften «Bic Camera» und «Taito Station».

Mithilfe dieser Details lässt sich der Aufnahmeort des Clips bestimmen: Es handelt sich um eine Kreuzung in der japanischen Hauptstadt Tokio im Stadtbezirk Shibuya in der Nähe des dortigen Bahnhofs. Ein Abgleich mit Aufnahmen des Online-Kartendienstes Google Maps bestätigt das. Mehrere Details der Kreuzung stimmen mit der Straßenecke in dem Clip überein.

Im Original-Video ist die angebliche Werbung nicht zu sehen

Eine Suche bei Youtube nach den Stichworten «Tokio», «Shibuya» und «Night» - um mögliches Bildmaterial der Kreuzung bei Nacht zu finden - liefert als Ergebnis mehrere Videos von Spaziergängen bei Dunkelheit. Darunter ist auch ein Beitrag mit über acht Millionen Views, hochgeladen im Oktober 2020.

Bei diesem Video handelt es sich um das Original-Video, aus dem ein Ausschnitt für den nun kursierenden Clip manipuliert wurde. Die für den Fake verwendete Sequenz beginnt ab Minute 21:18. Doch eine Anzeige mit der Aufschrift «Stop Zelensky, Stop War» ist darin nicht zu sehen, sondern eine Werbung mit einer Frau (bei Minute 21:25).

Dass dieses Video tatsächlich als Grundlage für den manipulierten Clip genutzt wurde, zeigen zudem weitere Details bei einem Vergleich einzelner Frames. So sind bei Minute 21:22 dieselben Schäden am Zebrastreifen zu erkennen wie auch zu Beginn im verbreiteten Fake-Clip. Auch weitere Details wie Fußgänger und Autos sind identisch (hier und hier). Der Clip ist also manipuliert und die Anti-Selenskyj-Werbung nachträglich hinzugefügt worden.

Das ist übrigens nicht das erste Mal: Erst kürzlich haben Ende Juni 2023 User im Netz ein sehr ähnliches Fake-Video mit einem angeblichen Werbebanner in New York verbreitet. Auch damals war eine Sequenz aus einem Youtube-Video entsprechend manipuliert worden, wie die Deutsche Presse-Agentur in einem Faktencheck zeigen konnte.

(Stand: 2.8.2023)

Links

Original-Video ohne Banner auf Youtube vom Oktober 2020 (archiviert)

Aufnahmeort bei Google Maps

Aufnahme I Straßenkreuzung bei Google Maps (archiviert)

Aufnahme II Straßenkreuzung bei Google Maps (archiviert)

Suche nach Stichwörtern bei Youtube (archiviert)

Frame I im Original-Video

Frame I im Fake-Clip

Frame II im Original-Video

Frame II im Fake-Clip

dpa-Faktencheck zu Fake-Banner in New York

Facebook-Post miz Fake-Video archiviert / archiviertes Video

Tweet mit Fake-Video (archiviert)

Fake-Clip auf Youtube (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.