Irreführende Momentaufnahme

Brände wüteten tagelang an mehreren Orten auf Rhodos

02.08.2023, 10:20 (CEST)

Waren die Brände auf Rhodos gar nicht so schlimm? Das soll ein Video zeigen, das aus der Luft aufgenommen wurde. Doch eine Momentaufnahme ohne Kontext kann die Lage ziemlich falsch darstellen.

Bilder von Feuerschein und flüchtenden Touristen dominierten tagelang die Nachrichten aus Griechenland. Dieser Darstellung soll ein Video widersprechen, das beim Flug über Rhodos entstand. Es zeigt eine Rauchwolke, die von einem örtlich begrenzten Feuer auf der Insel ausgeht. Es sind Cockpitgeräusche zu hören und eine Männerstimme sagt, den Medien zufolge brenne ganz Rhodos - das sei «Wahnsinn». Der Pilot sei entsetzt darüber, «was die Medien daraus für eine Horror-Lügengeschichte machen», heißt es in einem Facebok-Post mit dem Video. Wurde das Ausmaß der Brände auf Rhodos also maßlos übertrieben?

Bewertung

Das Video ist eine Momentaufnahme und zeigt nicht das ganze Ausmaß der Brände und Zerstörungen auf der Insel. Die Feuer auf Rhodos wüteten länger als eine Woche an verschiedenen Orten und mit wechselnder Intensität. Satellitenbilder zeigen, dass die Schäden auf einer viel größeren Fläche entstanden, als die einzelne Rauchfahne in dem Video vermuten lässt. Es ist deshalb irreführend.

Fakten

Ein Facebook-Post vom 25. Juli 2023 erklärt zu dem Video, ein «Chefpilot einer der größten europäischen Fluggesellschaften» habe es aufgenommen. Wer das war, bleibt unklar. Auch in einem Artikel und einem Telegram-Post der Schweizer «Weltwoche» taucht der kurze Film auf. Dass die Männerstimme in dem Video Deutsch mit schweizerischem Akzent spricht, passt zu dem Erscheinen in der Schweiz.

Die «Weltwoche» nennt kein Datum der Momentaufnahme. Laut einem YouTube-Beitrag des Magazins, der das Narrativ der angeblich übertriebenen Berichterstattung am 26. Juni 2023 verbreitet, erhielt die «Weltwoche» die Luftaufnahmen direkt von dem Piloten. Auch hier werden die Bilder nicht datiert.

Anders als das Datum lässt sich hingegen der Ort eindeutig bestätigen. Die Landfläche auf dem Video lässt sich anhand ihrer Form als südlicher Teil der Insel Rhodos identifizieren. Bei 0:12 ist rechts das Gebirge zu sehen, in dem ein historischer Tempel steht, und auch die Form eines Sees im Zentrum der Insel ist erkennbar.

Momentaufnahme ist nicht repräsentativ

Das Video wird mit der Behauptung verbreitet, es zeige die völlig übertrieben dargestellte «"Feuerhölle von Rhodos" gestern am 25. Juli». Zwar ist die Datierung unsicher, doch entspricht die Rauchwolke dem Brandgeschehen auf Rhodos am 25. Juli. Das lässt sich am Feuerinformationssystem FIRMS der US-Raumfahrtorganisation Nasa ablesen. Zu dem Zeitpunkt wurden auch noch Brände nördlich des Sees Limni Fragmatos Gadoura gemeldet.

Informationssysteme wie FIRMS arbeiten mit Satellitendaten. Mit Hilfe der Satelliten wird infrarote Strahlung analysiert, die bei einem Feuer entsteht. Mit diesem Vorgehen lässt sich ein gutes Bild vom Umfang größerer Wald- oder Steppenbrände erzeugen. Details müssen allerdings vorsichtiger beurteilt werden.

Damit lässt sich erkennen, dass ein Bild vom 25. Juli die Gesamtsituation der Brände auf Rhodos allerdings nur unzureichend beschreibt. Im Nasa-System FIRMS ist zu erkennen, dass sich die Brände zwischen dem 19. und 25. Juli viel weiter ausgebreitet hatten, als eine einzelne Rauchfahne dies anzeigen würde. Sie umfassten einen Teil des Inselinneren und der Südostküste. Die Karte gibt eine Übersicht aller Brände der Woche. Diese Feuer loderten nicht alle gleichzeitig.

Die Karte deckt sich auch mit den Medienberichten: Es brannte zu dem Zeitpunkt schon seit Tagen, allerdings lokal sehr unterschiedlich. In der Woche zuvor waren nach Angaben griechischer Medien etwa 10 Prozent der Inselfläche abgebrannt. Zehntausende Menschen mussten ihre Hotels verlassen und wurden in Sicherheit gebracht. Auch am 25. Juli wurden Bewohner und Touristen noch aufgefordert, drei Orte im Südosten der Insel zu verlassen (hier, hier und hier). Der Norden der Insel blieb großenteils verschont. Dort lagen viele Urlauberinnen und Urlauber weiterhin am Strand.

ESA-Satellitenbild zeigt abgebrannte Flächen

Ein Satellitenfoto vom 23. Juli, das die europäische Raumfahrtorganisation ESA verbreitete, zeigt nicht nur die Brandherde zu jenem Zeitpunkt. In braunen Farbtönen ist auch das abgebrannte Gebiet zu erkennen.

ESA-Angaben zufolge war zum Zeitpunkt der Aufnahme schon eine Fläche von schätzungsweise 11.000 Hektar verloren gegangen. Das entspricht knapp der Fläche des Müritzsees in Mecklenburg-Vorpommern und 7,85 Prozent der Gesamtfläche von Rhodos. Diese Zahl erhöhte sich noch, weil die Brände einige Tage länger loderten.

Auch auf Satellitenbildern des Unternehmens Maxar ist der Schaden zu sehen, den das Feuer angerichtet hat. Welche Zerstörungen die Naturgewalt hinterlassen hat, zeigte die BBC, indem sie Vorher- und Nachher-Bilder nebeneinander setzte. Drohnenaufnahmen des niederländischen Senders NOS lassen ebenfalls erkennen, dass es auf Rhodos um mehr als einen kleinen lokalen Brand ging.

(Stand: 02.08.2023)

Links


Facebookpost (archiviert, Video archiviert)

Artikel und Telegram-Post Weltwoche (hier und hier archiviert

YouTubevideo Weltwoche (archiviert) (Video archiviert)

Karte von Rhodos (archiviert)

Gebirge und See auf Rhodos (hier und hier archiviert)

Rhodos-Brände am 25. Juli (archiviert)

FIRMS FAQ (archiviert)

Tagesschau zur Lage am 25. Juli (archiviert)

Regionale Unterschiede (archiviert)

Umfang Brandgebiete und Evakuierungen (hier und hier archiviert)

Evakuierungen am 25. Juli hier, hier und hier (archiviert hier, hier und hier)

Brände zwischen dem 19. und 25. juli (archiviert)

Keine Probleme im Norden (archiviert)

Satellitenfoto ESA (archiviert)

Fläche Müritzsee und Rhodos (hier und hier archiviert)

Bilder Maxar (archiviert)

Artikel BBC (archiviert)

Video NOS (archiviert) (archiviert)

Over dpa-factchecks

Deze factcheck is geschreven in het kader van het Third Party Fact Checking-programma van Facebook/Meta. Meer informatie over dit initiatief vindt u hier.

Uitleg van Facebook/Meta over de omgang met accounts die onjuiste informatie verspreiden, vindt u hier.

Inhoudelijke aan- of opmerkingen kan u sturen naar faktencheck@dpa.com met een link naar de desbetreffende Facebookpost. Gelieve hiervoor de juiste sjablonen te gebruiken. Richtlijnen voor bezwaren vindt u hier.