Elbe-Niedrigwasser 1904

Historisches Foto widerlegt Klimawandel nicht

20.07.2023, 14:52 (CEST)

«Früher war es auch heiß», «Hochwasser gab es immer schon», «Dürre? Altbekannt!» Solche Kommentare finden sich vielfach im Netz. Doch es kommt immer häufiger zu Wetterextremen.

Es ist bekannt, dass es extreme Wetterereignisse schon in der Vergangenheit gab. Ein Beispiel ist ein historisches Foto aus Dresden, das aktuell auf Facebook geteilt wird. Unter dem Bild steht: «Erderwärmung 1904? Die Elbe ausgetrocknet - Vom Menschen gemacht oder einfach nur Wetter?» Sagt das Bild etwas über den menschengemachten Klimawandel aus?

Bewertung

Das Foto ist authentisch und zeigt die ausgetrocknete Elbe im Sommer 1904. Während es schon damals extreme Wetterereignisse gab, treten bestimmte Wetterlagen aufgrund des Klimawandels inzwischen immer häufiger und intensiver auf.

Fakten

Historische Berichte über die Elbe bestätigen, dass das Niedrigwasser im Sommer 1904 durch eine Dürre und den damals fehlenden Wassereinfluss von Talsperren verursacht wurde. Das in dem Post verwendete Foto lässt sich in einem Bericht der «Sächsischen Zeitung» finden. Es zeigt die Augustusbrücke in Dresden.

Niedrigwasserereignisse können das Ergebnis mehrerer sich überlagernder sowie regional unterschiedlicher Faktoren sein. In diesem Zusammenhang ist jedoch der Unterschied zwischen Wetter und Klima wichtig: Wetter bezieht sich auf kurzfristige Ereignisse an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, während Klima langfristige Wettermuster über einen längeren Zeitraum und Gebiet umfasst.

Anhand eines einzelnen Wetterereignisses kann man also nicht die Klimaerwärmung widerlegen. Zwar stimmt es, dass einzelne Extremwetterereignisse nicht direkt der menschengemachten Klimaveränderung zugeordnet werden können, da sie auch natürliche Ursachen haben können. Dennoch zeigen langfristige Trends und vermehrtes Auftreten von Extremwetterereignissen, dass sich das Klima verändert.

Niedrigwasser ist generell eine natürliche Folge von Wetterereignissen und hängt von Witterung und Jahreszeit ab. Besonders längere Trockenperioden können zu niedrigen Wasserständen in Flüssen führen. Die zunehmende Erderwärmung beeinflusst die Wasserkreisläufe, zum Beispiel durch verstärkte Verdunstung von Wasser.

Das Umweltbundesamt prognostiziert, dass Niedrigwassersituationen unter den Bedingungen des sich weiter verstärkenden Klimawandels häufiger und intensiver auftreten könnten. Auch das Bundesverkehrsministerium kommt in einem Bericht zu dem Schluss, dass Niedrigwasserereignisse dort intensiver werden, «wo schon heute Sommer und Herbst die typische Niedrigwassersaison bilden».

(Stand: 19.7.2023)

Links

Bericht der «Sächsischen Zeitung» vom 5. August 2015 (archiviert)

Österreichischer Bericht über Niedrigwasser in Dresden 1904 (archiviert)

Augustusbrücke in Dresden auf Google Maps (archiviert)

Historischer Bericht aus «Der sächsische Erzähler» (archiviert)

Deutscher Wetterdienst über den Begriff Wetter (archiviert)

Deutscher Wetterdienst über den Begriff Klima (archiviert)

Umweltbundesamt zum Unterschied zwischen Klimawandel und Einzelereignis (archiviert)

Umweltbundesamt über Niedrigwasser (archiviert)

Helmholtz-Klima-Initiative über Zusammenhang von Extremwetter und Klimawandel (archiviert)

Deutscher Wetterdienst über Klimaveränderung in Deutschland (archiviert)

Umweltbundesamt-Analyse (archiviert)

Verkehrsministerium zur Auswirkung des Klimawandels (archiviert)

BfG-Hinweisblatt zu Niedrigwasserereignissen (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

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