Kein Verbot

WEF-Papier empfiehlt Verzicht aufs Auto

13.07.2023, 15:18 (CEST)

Die Diskussionen um Klimaschutz und Mobilität lösen immer wieder Aufregung aus. Aktuell wird zum Beispiel ein Vorschlag fälschlicherweise als Verbot ausgelegt.

Das Verkehrsaufkommen macht hierzulande rund 20 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen und fast 50 Prozent der Feinstaubbelastung aus. Laut Umweltbundesamt lassen sich die Auswirkungen auf das Klima jedoch nicht allein mit alternativen Antriebstechniken oder moderneren Fahrzeugen ausgleichen. Vielmehr benötige es zusätzliche Schritte, wie zum Beispiel ein Umdenken in der Wahl der Verkehrsmittel. Dieser angestrebte Wandel in der Mobilität führt aber auch immer wieder zu Missverständnissen. So ist etwa in den sozialen Netzwerken zu lesen, das Weltwirtschaftsforum (WEF) wolle sämtliche Autos verbieten. Stimmt das?

Bewertung

Das WEF hat basierend auf Hochrechnungen ein Konzept für eine nachhaltige Mobilität in Städten entwickelt. Hier wird empfohlen, die Anzahl der Autos deutlich zu reduzieren. Von einem generellen Verbot ist nirgends die Rede.

Fakten

Die Behauptung geht zurück auf einen englischen Blogbeitrag, demzufolge das Weltwirtschaftsforum in einem Informationspapier erklärt habe, «bis 2050 weltweit alle Autos zu verbieten». Als Quelle wird ein Artikel des «Wall Street Journal» angegeben. Doch weder dort noch in dem angesprochenen Dokument des WEF geht es um Verbote.

Gegenstand der Behauptung ist das «Urban Mobility Scorecard Tool» (Downloadlink). In dem Informationspapier ist zu lesen, dass laut Schätzungen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 beinahe 70 Prozent der Weltbevölkerung im städtischen Raum wohnen werden. Das entspräche 2,5 Milliarden mehr Menschen in diesen Gegenden. Mit diesem Zuwachs ginge natürlich auch ein erhöhter Bedarf an Fortbewegungsmitteln einher.

Das «Urban Mobility Scorecard Tool» soll dabei helfen, die Mobilität in Städten nachhaltiger zu gestalten. Ein Weg wäre dem Dokument zufolge, die Anzahl der Personenkraftwagen zu reduzieren. Dabei wird auf eine Studie der University of California und des Institute for Transportation and Development Policy Bezug genommen. Diese kam zu dem Ergebnis, dass bei der aktuellen Entwicklung bis 2050 2,1 Milliarden Personenkraftwagen unterwegs wären (Downloadlink, S.6).

Die daraus resultierenden CO2-Emissionen wären mit einer Erderwärmung von maximal 1,5 Grad Celsius nicht vereinbar. Ein Ansatz zur Begrenzung der Emissionen wäre der Studie nach(Downloadlink, S.5), vermehrt auf elektrischen und automatischen Antrieb sowie auf Carsharing und öffentliche Verkehrsmittel zu setzen. Auf diese Weise ließen sich die Anzahl der Autos auf 500 Millionen und so die CO2-Emissionen um über 80 Prozent senken.

Diese Studienergebnisse dienten als Grundlage für das Konzept des Weltwirtschaftsforums zur urbanen Mobilität. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um einen möglichen Lösungsansatz basierend auf Prognosen. Verbote werden an keiner Stelle ausgesprochen.

(Stand: 13.7.2023)

Links

Umweltbelastungen durch Straßenverkehr (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Blogbeitrag The People's Voice (archiviert)

Artikel im Wall Street Journal (archiviert)

«Urban Mobility Scorecard tool» (Downloadlink) (archiviert)

Prognose der UN zum Bevölkerungswachstum (archiviert)

Studie der UC Davis und des ITDP (Downloadlink) (archiviert)

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