Streitkräfte

Bundeswehrkommando arbeitet in den USA und Kanada

23.06.2023, 19:07 (CEST)

Die russische Armee ist nach der Wiedervereinigung Deutschlands abgezogen. Die USA haben hier weiterhin Soldatinnen und Soldaten stationiert. Doch das ist keine Einbahnstraße.

In Deutschland ist sehr genau vertraglich geregelt, welche ausländischen Soldatinnen und Soldaten hier stationiert sein dürfen. Dazu gehören zurzeit auch rund 38 000 Mitglieder der US-Streitkräfte. Doch entsendet Deutschland umgekehrt keine Bundeswehrsoldaten in die USA, wie der Schweizer Historiker Daniele Ganser behauptet?

Bewertung

Falsch. In den Vereinigten Staaten ist das deutsche «Bundeswehrkommando USA und Kanada» stationiert.

Fakten

Es ist der Internetseite der Bundeswehr zufolge «das größte streitkräftegemeinsame Kommando der Bundeswehr außerhalb des deutschen Staatsgebiets». Nach Angaben seiner Pressestelle arbeiten dort bis zu 2000 deutsche Soldatinnen und Soldaten. Zurzeit sind sie in 23 US-Bundesstaaten tätig. Dazu kommen Standorte in zwei kanadischen Provinzen. Die Zahl der Bundeswehr-Kräfte in den USA kann je nach Anzahl von Ausbildungen, Studiengängen und militärischen Übungen schwanken, erläutert ein Pressesprecher.

Die Ausbildung an Waffensystemen, die ursprünglich aus den USA stammten und auch in der Bundeswehr Verwendung fänden, finde größtenteils beim US-Militär oder bei der Rüstungsindustrie statt. Das Bundeswehrkommando stelle unter anderem aber auch eigene Ausbilder wie zum Beispiel Fluglehrer, die in Nordamerika neben eigenen Kräften auch Angehörige des US-Militärs regulär schulten.

Die Zahl ausländischer Soldaten in Deutschland listet eine Drucksache des Bundestages (Vorabfassung) nach Angaben des Bundesfinanzministeriums auf. Mitte Mai 2023 waren es demnach 38 361 US-amerikanische, 599 französische und 286 britische Soldatinnen und Soldaten. Daniele Ganser hat diese Zahlen in seinem Post, der sich auf einen Blogeintrag bezieht, korrekt wiedergegeben.

Die Ausgaben Deutschlands für den Aufenthalt ausländischer Streitkräfte schlüsselt dieses Dokument als Antwort auf eine Frage der Linken-Abgeordneten Sevim Dagdelen genauer auf: 2022 waren es rund 31 Millionen Euro für Gaststreitkräfte. Auf Baumaßnahmen für ausländische Soldatinnen und Soldaten entfielen 2022 zusätzlich rund 100,2 Millionen Euro. Daniele Ganser beziffert diese Summe ungenauer mit «mehr als 110 Millionen Euro» ohne genaue Aufschlüsselung.

(Stand: 23.6.2023)

Links

Auswärtiges Amt zum Truppenstationierungsrecht (archiviert)
Facebook-Post mit Behauptung (archiviert)
Homepage des Bundeswehrkommandos USA und Kanada (archiviert)
Dokumentation Bundestag zu ausländischen Streitkräften, pdf, Frage 59, S. 36ff (archiviert)
Text im Blog «Nachdenkseiten» (archiviert)

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