Streit um Heuschrecken und Co

In Rumänien können Nahrungsmittel aus Insekten gekauft werden

21.06.2023, 16:33 (CEST)

Die Debatte um Insekten in Lebensmitteln ist seit Jahresbeginn ein Dauerbrenner in sozialen Medien. Nun soll angeblich Rumänien den Verkauf von Lebensmitteln mit Insektenbestandteilen verboten haben. Demnach gebe es ähnliche Überlegungen auch in den Niederlanden.

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Rumänien verbietet keine Insekten in Lebensmitteln. Es gibt derzeit lediglich einen Gesetzentwurf, nach dem eine Gruppe traditioneller Produkte keine Zutaten aus Insekten beinhalten sollen. Der Vorstoß in einer niederländischen Stadt ist indes schon wieder vom Tisch.

Fakten

Tatsächlich hat der Parteichef der rumänischen Sozialdemokraten und heutige Ministerpräsident, Marcel Ciolacu, am 13. April 2023 einen Gesetzentwurf «bezüglich der Regelung der Verwendung von Insektenmehl bei der Zubereitung/Herstellung von Produkten sowie der Vermarktung dieser Produkte auf dem Territorium Rumäniens» vorgelegt. Der Entwurf beschränkt sich allerdings nur auf bestimmte Lebensmittel.

Konkret bezieht sich der Vorstoß auf Waren, die im Nationalen Register traditioneller Produkte (RNPT) aufgeführt sind. Unternehmen sei es «auf dem Territorium Rumäniens untersagt, Insektenmehl bei der Zubereitung/Herstellung» solcher Erzeugnisse zu verwenden, heißt es in dem Entwurf. Damit sollen die Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln mit Insektenmehl in Rumänien reguliert und traditionelle rumänische Produkte geschützt werden.

Zu den angedachten Maßnahmen gehören etwa die Kennzeichnung dieser Lebensmittel mit dem Hinweis «Verbraucher aufgepasst: Diese Produkte sind/enthalten Insektenarten» sowie der Verkauf an eigenen, klar abgegrenzten Ständen etwa in Supermärkten. Ein Verstoß gegen die Bestimmungen soll dem Entwurf zufolge mit einer Geldstrafe von bis zu 100 000 Lei (rund 20 000 Euro) geahndet werden können.

Ende März 2023 befinden sich 753 Produkte im RNPT, darunter 307 Fleischprodukte und 115 Backwaren. Um in diesen Katalog aufgenommen zu werden, muss «das traditionelle Produkt aus lokalen Rohstoffen hergestellt werden, ein traditionelles Rezept aufweisen, das für den Ort der Verarbeitung spezifisch ist, und eine traditionelle Art der Produktion und/oder Verarbeitung» widerspiegeln.

Ob der Entwurf überhaupt zum Gesetz in Rumänien wird, hängt vor allem von einer noch bevorstehenden Entscheidung im Parlament ab. Derzeit (Stand: 21. Juni 2023) befindet er sich auf Ausschussebene im Senat.

Die weitere Behauptung im Sharepic, die Niederlande wollten ein ähnliches Vorhaben umsetzen, basiert offenbar auf einem Facebook-Post der rechtspopulistischen Partei FVD in der Stadt Almere.

Im Antrag «Keine Normalisierung von Insekten in Lebensmitteln» vom 30. März 2023 fordert FVD-Gemeinderätin Karine de Potter, dass in städtischen Schulen und Betriebsrestaurants «kein Essen und keine Snacks angeboten werden, wenn Insekten eingesetzt werden». Der Antrag wird am 11. Mai 2023 vom Gemeinderat in Almere abgelehnt. Nur 15 der 44 anwesenden Gemeinderäte stimmen seinerzeit dafür.

(Stand: 21.6.2023)

Links

dpa-Faktencheck über Insekten in Lebensmitteln vom Januar 2023

«Wirtschaftswoche»-Artikel über Ciolacu (archiviert

Gesetzesentwurf zu Insektenmehr in traditionellen rumänischen Produkten (archiviert)

Begründung der Gesetzesinitiative (archiviert

Ciolacu auf Facebook über Gesetzentwurf (archiviert

Tabelle aller Produkte im RNPT (archiviert

Stand der Gesetzesinitiative zu Insekten/traditionellen Produkten (archiviert)

FVD-Facebook-Posting über Antrag (archiviert

De Potters Antrag (PDF) (archiviert

De Potters Gemeinderats-Seite (archiviert

Übersicht zum Antrag (archiviert

Bericht zur Sitzung vom 11. Mai (archiviert)

Facebook-Post mit Falschbehauptung (archiviert

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