Impfstoff nicht untersucht

Studie zeigt Auswirkungen einer Corona-Infektion auf das Gehirn

02.06.2023, 11:59 (CEST)

Gegnern der Corona-Impfung sind viele Mittel recht, die Vakzine schlechtzureden. Neuerdings heißt es, Geimpfte müssten mit Hirnschäden rechnen. In der zitierten Studie geht es aber um Infizierte.

Um Menschen vom Impfen abzuhalten, werden immer wieder Behauptungen gestreut. Aktuell heißt es in einem Online-Beitrag, die Impfung gegen das Coronavirus würde zu «dauerhaften Hirnschäden» führen. Um die Leser von den «Injektionen mit den Genspritzen» abbringen zu wollen, wird als Beleg eine Studie angeführt. Kann es denn sein, dass die Covid-Impfstoffe Hirnschäden verursachen?

Bewertung

Falsch. Bei der Studie geht es um Veränderungen im Gehirn nach einer Corona-Infektion und nicht nach einer Covid-Impfung.

Fakten

In der deutsch-dänischen Studie wurden die Folgen einer Covid-Infektion beleuchtet - mit dem Ergebnis: Sars-CoV-2-Spikes könnten neurologische Funktionen im Gehirn beeinträchtigen. «60 Prozent von uns, die an Covid erkrankt sind, haben möglicherweise immer noch Virus-Spikes in ihren Köpfen», erläutert Ali Ertürk, Mitautor der Studie und Direktor am Helmholtz Zentrum München, bei Twitter.

Wissenschaftler Ertürk: «keine Experimente mit Impfstoffen»

Die Studie sei jedoch in Bezug auf Covid-Impfungen nicht relevant, «da wir keine Experimente mit Impfstoffen durchgeführt haben», erkärt Ertürk auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Im Vergleich zu dem, was die Vakzine bewirken, bedeutet eine Corona-Infektion nach Angaben von Ertürk «eine große Menge an Viren, die Millionen oder sogar Milliarden Mal mehr Spike-Proteine enthält». Für eine Schädlichkeit der Impfstoffe gebe es in dem Zusammenhang keinen Hinweis, sagt der Mitautor der Studie.

Preprint-Arbeit noch nicht von Experten begutachtet

Die Arbeit, die mit dem vollen Titel «Sars-CoV-2 Spike Protein Accumulation in the Skull-Meninges-Brain Axis: Potential Implications for Long-Term Neurological Complications in post-COVID-19» heißt, wurde Anfang April als Preprint (Deutsch: Vorabdruck) veröffentlicht.

Es gibt zwar erste Beurteilungen und wissenschaftliche Artikel, die Studie wurde aber noch nicht in einem Peer-Review-Prozess zertifiziert. Die Forscher reichen dabei ihre Artikel bei Fachmagazinen ein, warten die Begutachtung durch Experten ab und überarbeiten kritisierte Stellen, bis der Artikel schließlich akzeptiert und publiziert wird.

Impfung enthält den Bauplan für das Spike-Protein

Durch die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna produzieren Körperzellen Spike-Proteine, die dann eine Immunantwort bewirken. Danach verschwinden die Spuren des Spike-Proteins im Körper. Ertürk zufolge ist dieser Vorgang nicht mit einer Infektion mit dem Coronavirus identisch.

Es gibt zwar auch auf der Oberfläche des Coronavirus Spike-Proteine, mit denen es an Zellen andockt. Der Bauplan für das Spike-Protein, das nach einer Impfung vom Körper gebildet wird, wurde jedoch im Labor verändert. Das sagte der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl der Deutschen Presse-Agentur (dpa) für einen früheren Faktencheck. Es ist nicht mit dem natürlichen Protein des Coronavirus vergleichbar. «Es ist nicht mehr so sehr in der Lage an den Rezeptor der menschlichen Zellen zu binden, seine Form zu verändern und mögliche toxische Effekte auszulösen», erklärte Watzl.

(Stand: 2.6.2023)

Links

Ali Ertürk bei der LMU (archiviert)

Twitter-Thread von Ertürk mit Ergebnissen der Studie (archiviert)

Preprint der Studie als pdf (archiviert)

Erste Beurteilungen zur Studie (archiviert)

Wissenschaftlicher Artikel zur Studie (archiviert)

Helmholtz-Gemeinschaft zum Spike-Protein (archiviert)

Carsten Watzl an der TU Dortmund (archiviert)

dpa-Faktencheck mit Aussagen von Carsten Watzl

Beitrag im Internet (archiviert)

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