Video manipuliert

Keine Verschwörung: Georg Restle moderierte «Monitor»-Beitrag zum Irak-Krieg

17.05.2023, 16:21 (CEST), letztes Update: 17.05.2023, 17:19 (CEST)

Durch den Einsatz von KI lassen sich Stimmen von Personen authentisch imitieren. Dem Moderator Georg Restle wurden in einem manipulierten Clip Aussagen in den Mund gelegt, die er nicht getätigt hat.

Der Journalist Georg Restle moderiert seit Jahren das vom WDR produzierte Politmagazin «Monitor» und tritt auch als Kommentator für die ARD-Nachrichtensendung «Tagesthemen» in Erscheinung. Das macht den gebürtigen Schwaben im Netz immer wieder zur Zielscheibe von Hass und Hetze.

Derzeit verbreiten User nun einen angeblichen Ausschnitt aus einer «Monitor»-Sendung. Dem Video nach habe der WDR-Journalist vermeintlich gesagt, die Show sei eine «gigantische Illusion», eine «Ablenkungsmaßnahme», um «drei Macht-Konglomerate zu befriedigen». Zudem würde bald angeblich das Bargeld abgeschafft. Ist das Video echt und stammen die Aussagen tatsächlich von Restle?

Bewertung

Nein, der Clip wurde manipuliert. Das Original-Video zeigt eine Anmoderation zu einem «Monitor»-Beitrag über Kriegsverbrechen im Irak-Krieg. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) bestätigte auf dpa-Anfrage, dass die Aussagen erfunden sind und nicht von Georg Restle stammen.

Fakten

Der angebliche «Monitor»-Ausschnitt wird unter anderem bei Facebook und Youtube geteilt. Bei genauerem Betrachten des Clips fallen Ungereimtheiten auf: Die Lippenbewegungen von Georg Restle passen nicht zu den angeblich gesprochenen Worten. Zudem sind an mehreren Stellen im Video Schnitte erkennbar - beispielsweise bei Minute 0:24, 0:37 oder 1:25. Das sind erste Hinweise darauf, dass das Video manipuliert ist.

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich mittlerweile Stimmen von Personen authentisch imitieren. Im Netz sind Programme frei verfügbar, mit denen man anderen Menschen Worte in den Mund legen kann, die sie nie gesagt haben. So wurden beispielsweise erst kürzlich dem Biontech-Gründer Uğur Şahin falsche Aussagen in einem manipulierten Video untergeschoben, wie ein dpa-Faktencheck zeigt.

Im Original geht es um Strafverfolgung von Kriegsverbrechen

Für den manipulierten Restle-Clip diente ein echter «Monitor»-Beitrag als Grundlage: Auf dem Youtube-Kanal der Sendung wurde am 24. April 2023 ein Video zum Thema «Irak-Krieg: Ungesühnte Kriegsverbrechen» hochgeladen. Darin trägt Georg Restle dieselbe Kleidung wie in dem manipulierten Video - ein schwarzes Shirt und ein dunkelblaues Jacket.

In dem Beitrag geht es um Forderungen, Russlands Präsidenten Wladimir Putin für Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg vor ein Gericht zu stellen. «Einer der mächtigsten Männer vor Gericht? Geht so was überhaupt?», fragt Restle in dem Video, bevor er anschließend einen alten Archiv-Beitrag über Kriegsverbrechen im Irak-Krieg anmoderiert, der sich mit dieser Frage anlässlich des Irak-Krieges beschäftigte.

Anmoderation mit nur 50 Sekunden diente als Vorlage

Die Anmoderation von Restle dauert im Original nur etwa 50 Sekunden, der manipulierte und geschnittene Clip ist hingegen über 3 Minuten lang. Dass aber der zuvor erwähnte Beitrag als Grundlage verwendet worden sein muss, zeigt ein Vergleich einzelner Frames trotz teilweise veränderter Lippenbewegungen. So stimmen beispielsweise die Standbilder direkt zu Beginn (hier und hier) oder etwa Frames bei Minute 0:27 im Original und bei Minute 2:37 im manipulierten Clip überein. Das zeigt: Georg Restle wurden Aussagen in den Mund gelegt, die nicht von ihm stammen.

WDR bestätigt Manipulationen: «Gesagte frei erfunden»

Auf dpa-Anfrage teilt auch der WDR mit: «Das im Video Gesagte ist frei erfunden.» Der Sender erklärt ebenfalls, dass «Bild und Ton» manipuliert worden seien. Zudem verweist der öffentlich-rechtliche Sender auf die momentan rasanten Entwicklungen im KI-Bereich und damit einhergehende Herausforderungen, echte von manipulierten Inhalten zu unterscheiden. «Deshalb setzen wir das Thema immer wieder in unserer Berichterstattung, um Menschen für KI-generierte Falschinformationen zu sensibilisieren», schreibt der WDR.

Der Fake-Clip ist derweil in einem Tweet von einem Account aus Deutschland zu finden, der bereits in der Vergangenheit mehrere Fake-Videos veröffentlicht hat. Der User nennt sich selbst «Verschwörungs-Comedian». Bei dem manipulierten Clip soll es sich demnach um Satire handeln.

(Stand: 17.5.2023)

Aktualisierung

Bei dem Text wurde nachträglich ein Teaser ergänzt.

Links

«Monitor»-Beitrag auf Youtube vom 24. April 2023 (archiviert)

Über die Sendung «Monitor» (archiviert)

Über Moderator Georg Restle (archiviert)

«Der Standard»-Bericht über KI und Stimmen (archiviert)

dpa-Faktencheck zu manipuliertem Video von Uğur Şahin

Frames zu Beginn (hier und hier)

Frames bei Minute 0:27 und 2:37 (hier und hier)

Tweet mit Fake-Clip vom 5. Mai 2023 (archiviert)

Bio auf Twitter-Account (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Bargeld bleibt Zahlungsmittel

Fake-Clip bei Youtube (archiviert)

Beitrag bei Facebook (archiviert / archiviertes Video)

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