Bekannte Betrugsmasche

Vermeintliches Interview mit ZIB-Moderatorin Bernhard ist frei erfunden

08.05.2024, 16:22 (CEST)

Betrüger arbeiten perfide: Immer wieder müssen Prominente bei digitalen Scams unfreiwillig als Testimonial für fragwürdige Finanzprodukte herhalten. Hier trifft es jemanden zum wiederholten Mal.

Das Schema dieses Betrugs kommt einem bekannt vor: Nadja Bernhard soll angeblich Werbung für eine Finanz-Trading-Plattform gemacht haben - und zwar angeblich in einer Live-Sendung des ORF, die sie selber moderiert: der «Zeit im Bild» (ZIB). Bernhard soll das aber nicht als Moderatorin, sondern als Interviewte gemacht haben. Nachzulesen ist das Ganze in einem vermeintlichen Online-Artikel des ORF.

Bewertung

Die Webseite und ihr Inhalt sind gefälscht. 

Fakten 

Nadja Bernhard ist seit 2012 Moderatorin der Zeit im Bild um 19.30 Uhr und soll laut dem angeblich ORF-Text mit der anderen ZIB-Moderatorin Susanne Höggerl gesprochen haben - doch das passt gar nicht zum üblichen Stil der Sendung. Die Sendung wird seit 2007 stets von einer Frau und einem Mann moderiert.

Außerdem fallen zahllose inhaltliche Fehler und Seltsamkeiten an dem Artikel auf. Susanne Höggerl wird im Text mit männlichen Pronomen erwähnt. Die beiden langjährigen Kolleginnen gehen dem Dialog zufolge sehr forsch miteinander um. Angeblich soll während der vermeintlichen Sendung nach einer Wartezeit von 20 Minuten Geld auf dem Konto von Höggerl eingegangen sein - doch diese Wartezeit ist länger als die ZIB-Sendung an sich üblicherweise dauert. Zudem untersagt das ORF-Gesetz laut § 13 (2) Nachrichtenmoderator*innen jegliche Werbung. All das zeigt: Die Sache ist eine Fälschung.

Anderen Auffälligkeiten des Fakes waren auch schon bei anderen Betrugsmaschen zu beobachten: Die falsche Webseite ähnelt in ihrer Aufmachung einer echten Nachrichtenseite in einem Memento vom 11. April 2024; Links auf der Seite führen nicht zu anderen Inhalten des ORF, sondern zu einer Eingabemaske; die angeblichen Kommentare am Ende der Seite ändern ihr Datum täglich; der abgebildete, vermeintliche Nachrichtenredakteur ist aus früheren gefälschten Medienseiten bekannt - und schon erst vor kurzem wurde für so eine Fälschung der Name von Nadja Bernhard missbraucht.

Unklar ist, wer die Webseite betreibt und was mit eingegebenen Daten geschieht. Eine Google-Suche nach dem im Artikel genannten Namen liefert keine Hinweise auf die Existenz des beworbenen Portals. Es ist davon auszugehen, dass der große Reichtum – zumindest für arglose Internetnutzer, die sich für das Programm anmelden – ausbleibt. 

(Stand: 07.05.2024) 

Links

Fake-Artikel (archiviert

Informationen zur Zeit im Bild (archiviert

Horizont-Artikel aus 2007 (archiviert

ZIB-Formate und ihre Dauer (archiviert

ORF-Gesetz (archiviert

orf.at-Memento von 11.4.2024

Offenlegungspflicht (archiviert

Google-Suche nach «Immediate Trader Pro» (archiviert

dpa Faktencheck

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